Stereo-Kameras und -Fotos (3D) |
Schon vor weit über hundert Jahren gab es Stereo-Kameras, die mit zwei Objektiven ausgerüstet waren. Bereits um 1900 und um 1950 erlebte die Stereofotografie einen Boom und jetzt - wieder gut 50 Jahre später - sind 3D-Fotos plötzlich sehr in Mode gekommen und alle Herstellen wollen bei diesem Hype mitmischen. Und deshalb komme ich wohl nicht daran vorbei, dieses Thema zu behandeln, obwohl ich das eigentlich nicht vorhatte. |
Die Kamera-Bauarten
Spezielle Stereo-Kameras haben zwei
gleiche Objektive in wenigen Zentimeter Abstand eingebaut. Blende,
Entfernung usw. wird synchron eingestellt. Bild rechts: Stereo-Klappkamera
für 6X13cm Platten (1906). Für Wechselobjektiv-Kameras gibt es spezielle Doppel-Objektive, die dann zwei (Hochformat)-Halbbilder anstelle des Normalbildes liefern. Halbautomatische Stereo-Fotos sind mit manchen Kameras, die eine entsprechende Software haben, möglich. Dazu muss man die Kamera für mind. zwei Fotos seitlich bewegen oder schwenken und eine Software berechnet dann ein 3D-Foto, das später auf den u.g. TV-Geräten angesehen werden kann. Mit jeder beliebigen Kamera kann man natürlich auch Stereofotos machen, indem man nacheinander zwei Fotos mit leicht versetztem Abstand macht. Zum Betrachten genügten zu Dia-Zeiten zwei "Guckies". Bei Digitalbildern müssen die beiden Fotos noch mit einem entspr. Programm verarbeitet und abgespeichert werden (sh. Bild unten). |
Betrachten der Fotos
Vor hundert Jahren benötigte man für das
Betrachten der kleinen SW-Fotos einen simplen Stereo-Betrachter mit zwei
Lupen, in dem die Doppelfotos (meist 6x6 cm) eingelegt wurden.
Im Digitalzeitalter muss man zwangsläufig die Stereo-Bilder so auf einem einzigen Bildschirm darstellen, dass beide Augen des Betrachters unterschiedliche Bilder sehen. Schon vor vielen Jahre gab es im Fernsehen eine - nicht sehr befriedigende - Lösung: Das eine Bild wurde grün, das andere rot eingefärbt. Durch eine entsprechende Brille sieht der Betrachter dann ein dreidimensionales Bild, das aber keine besonders gute Farben hat. Die Möglichkeit, auch echte Farbbilder (und -Videos) in 3D betrachten zu können, bieten spezielle 3D-TV-Geräte. Eine passende Brille (Shutter) sorgt dann dafür, dass die abwechselnd gezeigten Bilder im richtigen Takt von dem "zuständigen" Auge des Betrachters gesehen werden. Ein anderes System arbeitet mit (billigen) Polarisationsbrillen (Philips und LG). Dabei werden die zwei Bilder jeweils auf die geradzahligen bzw. ungeradzahligen Zeilen aufgeteilt. Durch die Brille sieht das eine Auge nur die einen, das andere nur die anderen. Einen Sonderweg hat die Firma Fuji gewählt.
Ihre 3D-Kamera liefert Bilder, die auf spezielle Folien kopiert werden
können und ohne Zusatzbrillen einen 3D-Effekt zeigen. Das Prinzip der
bekannten "Wackelbilder" die sich bewegen, wenn man sie hin und her kippt.
Hier sorgen die streifenförmigen Prismen dafür, dass die beiden Bilder
getrennt werden und jeweils nur von dem "zuständigen" Auge gesehen werden. |
Erstellen von 3D-Bildern
Mit dem kostenlosen Programm "StereoPhoto Maker" kann man aus zwei in entsprechenden Abstand aufgenommenen "normalen" Fotos ein 3D-Bild für 3D-TV-Geräte oder ein Rot-Grün 3D-Bild erstellen. Hier ein Beispiel mit meinem "Büro-Testmotiv". Mit den üblichen Brillen sieht man eine faszinierende Tiefenstaffelung. Die Kamera im Vordergrund schwebt dann vor der Bildebene. |
Mein Kommentar
Wer solche Bilder
zum ersten Mal sieht ist fasziniert. Aber der Reiz des Neuen lässt meist
bald nach, zumal der Stereo-Effekt nicht bei allen Bildern eindrucksvoll
ist. Teleaufnahmen und Landschaftsfotos z.B. zeigen praktisch keine
Tiefenwirkung. Deshalb ist diese "Mode" meiner Ansicht
nach auch
diesmal nicht von langer Dauer. Natürlich werden sich - wie schon vor
hundert Jahren - einige wenige Freaks dauerhaft für Stereobilder begeistern, aber
schon die Tatsache, dass man eine spezielle Kamera benötigt (mit
"normalen" Kameras sind nur Stereo-Fotos von unbewegten Motiven möglich)
und dass man zum Betrachten spezielle TV-Geräte und Brillen benötigt, setzt der
Begeisterung Grenzen. Hinzu kommt noch, dass die Auflösung der Bilder
(bei Geräten mit Polfilterbrillen) halbiert wird, da ja auf dem Monitor gleichzeitig zwei Bilder
untergebracht werden müssen.
Im Gegensatz zu 3D-Fotos kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass 3D-Filme im Kino oder auf 3D-TV-Geräten ein breites Publikum ansprechen, obwohl mir persönlich ein anspruchsvoller Filminhalt wichtiger ist als eindrucksvolle 3D-Effekte. Henner, 01.07.2011 |
Nachtrag
Ein begeisterter
3D-Fotograf machte mich darauf aufmerksam, dass mein Beispielbild
technisch nicht optimal ist (zu breite Stereobasis). Von ihm erhielt ich
einige 3D-Bilder, von denen ich hier eines herausgesucht habe. Es wurde
mit einer "normalen" Kamera aufgenommen wurde. Wegen der kurzen Entfernung
wurden die beiden Fotos im Abstand von nur 2 cm aufgenommen. Als optimal gilt eine Projektion mit zwei Beamern auf Silberwand und mind. 1,80 Meter Größe. Betrachtung mit Polfilterbrillen. TV-Geräte, die mit (teuren) Shutterbrillen arbeiten (z.B. Panasonic), nutzen übrigens die volle HD-Auflösung. Wer mehr über dieses Thema
erfahren will ... hier zwei URLs: |
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Start dieser Seite. 25.06.2010
www.Henner.info
Letzte Überarbeitung:
04.02.2013