Testbericht Sigma SD9

 

Spätestens nach Erscheinen der Canon 300D und der Möglichkeit, alle Canon-Objektive (über 60) einsetzen zu können, war für mich die Sigma SD9 keine Alternative mehr .... zumal sie deutlich teurer ist! Interessant ist lediglich der X3 Sensor von Fa. Foveon, der zukunftsweisend sein könnte.

Nun habe ich heute einen interessanten Praxistest-Bericht von Herrn K. Beyhl erhalten, den ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte. Er bewertet die Kamera - so wie ich das tue - unter Bedingungen der Foto-Praxis (unterschiedliche Lichtverhältnisse ...) und nicht nach Testbildern im Studio.

Henner (02.09.2003)

 
Hallo Herr Helmers,
 
ich hatte kürzlich die Gelegenheit eine Sigma SD9 ausführlich zu testen.
Ich bin der Meinung, die Kamera KANN gute Bilder machen-- muss sie aber nicht. Farbfehler, äußerst mangelhafte Dynamik der Helligkeitswerte und ein Autofokus das sich sehr leicht "irrt". Ich habe nix gefunden, wo ich die Erfahrungen unterbringen könnte. Aber ich bin auf Ihre Seite gestoßen - vielleicht können Sie was damit anfangen und anderen ambitionierten Leuten zugänglich machen. Zur Info - ich fotografiere seit vielen Jahren. Habe ne alte Rollei SL 35 mit Zeiss Obj.  und ne Minolta 7000. Außerdem ne Samsung Digimax 210. Letztere macht ganz ordentliche Bilder.....für ihre damaligen 750 DM!
Aber vor der Sigma und Ihrem Preis ist zu warnen!!!
 
Mit freundlichen Grüßen
 
K. Beyhl
 

Kritikpunkte Sigma SD9                               24.8.2003

 Zunächst mal vielen Dank bei der Firma Sigma, das sie einem ermöglicht, Ihre Kamera kostenlos zu testen. Ich hatte Gelegenheit das Gerät mit wirklich allem erdenklichen Zubehör nebst 2 Wechselobjektiven ein ganzes Wochenende auszuprobieren und habe davon ausführlich Gebrauch gemacht. Vorweg gesagt, die Kamera macht bei guten Lichtverhältnissen mit homogenem Licht wirklich gute Aufnahmen, die angenehm und natürlich wirken. Auch von Pixeligkeit ist bei nicht zu starker Vergrößerung nicht viel zu merken. Leider gibt es für die Alltagstauglichkeit doch einige – zumindest für MICH gravierende Mängel, die ich nachstehen nennen möchte. Es tut mir vor allem wegen der Großzügigkeit von Sigma leid, dass diese doch in der Summe erheblich ausgefallen sind. Aber vielleicht ist diese Kamera ja nur der Einstieg der Firma in die Digitaltechnik und man kann bei einem Nachfolgemodell nachstehen genannte Punkte berücksichtigen. Wären diese nicht, ich hätte die Kamera gekauft. Auch wenn Sie als Komplettkit mit einem Objektiv ca. 500 EURO teurer ist (trotz Sonderangebot!), als die von Canon für Herbst angekündigte „Digitale Volksspiegelreflexkamera“ die mit Zoomobjektiv zur Markteinführung weniger als 1200 EURO kosten soll.

  1. Die Kamera ist zumindest mit dem optionalen großem Akkupack äußerst voluminös, aber auch ohne diesen noch sehr groß und fast unhandlich.
  2. Funktion „Aufhellblitzen“ ging nicht. Zumindest bei Tag und angeschlossenem und eingeschaltetem Blitzgerät funktionierte dies nicht. Blitz ging zwar, aber die Bilder wurden nicht ausreichend belichtet. Abstand zum Objekt waren ca. 3- 4 m. Grund könnte sein, dass die Kamera „denkt“, es sei hell genug, da die Umgebung ja auch hell war, allerdings eben das Objekt im Schatten war es nicht – und deshalb sollte ja schließlich auch aufgehellt werden. (Auch die Umschaltung auf Spotmessung brachte keine Änderung!) Gerade wegen Kritikpunkt 4 ist das Aufhellen mit Blitz eine sehr wichtige, wünschenswerte Funktion!
  3. Ein Synchronblitzausgang fehlt und ist nur über optionalen Blitzschuhadapter realisierbar. Dadurch können nur Sigma Blitzgeräte verwendet werden, oder aber dieser Adapter muss gekauft (und aufmontiert) werden. (Über die nichtvorhandene Rückmeldung der Kamera zum Blitz wäre ich mir natürlich schon im Klaren. ABER kann man dies nicht vielleicht auch endlich mal normieren? Kamera sagt – Licht reicht und Blitz wird gelöscht!)
  4. Bei Bildern mit großem Dynamikumfang, also sehr viel Hell UND Dunkelanteilen wird entweder das Helle noch mit Details wiedergegeben, oder, je nach manueller Verlängerung der Belichtungszeit (oder offener Blende) der Bereich im Dunklen. Der Kontrastumfang insgesamt ist einfach deutlich kleiner als von einem Kleinbildfilm! Diesen Nachteil scheinen zwar alle elektronischen Bildsensoren zu haben, aber bei dieser Camera wird es besonders augenscheinlich! Also hat der viel gepriesene Bildsensor mit seiner 3-Farbtechnik hier auch keinen Vorteil gebracht – vielleicht sogar im Gegenteil!?
  5. Es gibt kein  „Universalobjektiv“, also eines, dass umgerechnet auf den Kleinbildbereich 28- 80 mm überstreicht. Also vom Weitwinkel in den leichten Telebereich hinein. Dies liegt daran, dass die Objektive wohl eigentlich für Kleinbildkameras gemacht sind und auch die Brennweiten so benannt sind, wie sie sich für eine Kleinbildkamera ergeben. Für die SD9 ergeben sich aber um den Faktor 1,7 längere Brennweiten (weil eben der Chip in seinen Dimensionen nicht denen eines 35 mm Films entspricht). Man müsste folglich 2 (teure!) Objektive kaufen und auch immer mit sich rumschleppen, was die Kameraausrüstung NOCHMALS gegenüber einer Kleinbildspiegelreflexausrüstung deutlich schwerer macht. Wünschenswert wäre außerdem auf den Objektiven eine Alternative Brennweitenangabe, wie sie einer Kleinbildkamera entspräche, denn DIESE Zahlen hat man noch im Kopf und weiß was damit anzufangen. Ansonsten rechnet man immer um (…was gibt noch mal ein Zoom von 17 – 35 mm mal 1,7 ? Grübel …..)
  6. Das Rohformat der Bilder ist für andere Programme nicht lesbar. So kann man immer nur auf Rechnern, auf denen auch die Sigma -Software installiert ist die Bilder betrachten. Ein einfaches Auslesen der Speicherchips auf Fremdrechnern ist zwar möglich, nicht aber die Betrachtung der Ergebnisse – und sei es nur um festzustellen, dass auch wirklich Bilder auf dem Chip waren. Wünschenswert wäre wahlweise eine (nahezu !) unkomprimierte Ausgabe der Bilder in .jpg)
  7. Die Anleitung der Kamera ist zwar prinzipiell in Ihrer Kurzform gut und verständlich gemacht, aber man vermisst ein ausführliches Handbuch mit Stichwortverzeichnis. So habe ich vergeblich nach dem Thema „Aufhellblitzen“ gesucht, denn möglicherweise habe ich bei der Bedienung ja was falsch gemacht, oder aber eine Funktion übersehen.
  8. Wenn der Weißabgleich auf „Automatik“ gestellt war, dann hatten die Bilder häufig einen deutlichen Blaustich. Es stehen zwar einige Weißeinstellungsmöglichkeiten für unterschiedliche Situationen zur Auswahl und möglicherweise ist der Effekt durch „spielen“ damit ohne nachträgliche Farbkorrektur behoben, aber es erschien gegenüber meiner billigen Samsung doch auffällig, dass DORT der Weißabgleich niemals Probleme macht, also doch vollautomatisch fast immer hervorragend zu stimmen scheint. Geht SOWAS hier nicht auch??
  9. Abgesehen davon, dass die Kamera extrem stromhungrig zu sein scheint, empfinde ich es als Nachteil, dass auch noch 2 verschiedene Batteriesysteme notwendig sind. Erfreulich ist zwar, dass der Stromintensivste Teil hierbei von gängigen AA-Mignon Batterien gespeist wird, die auch durch 1,2V Akkus ersetzt werden können. ABER man benötigt zusätzlich 2 teure Lithium Batterien. Wie wär's denn, wenn man es so löst wie früher bei Spiegelreflexkameras. Die wichtigsten Kameradaten (Datum, Zählwerk usw.) werden von EINER Knopfzelle gespeist, da es hier im Wesentlichen nur um Speichererhaltung geht. ALLE übrigen Kamerafunktionen sollten dann von 4 oder wahlweise 8 Mignonzellen versorgt werden. Letztere werden ja ohnehin verwendet. Also, ein Funktionieren der Kamera OHNE diese Batterien müsste ja gar nicht sein (und geht ja auch HIER nicht). Ist man irgendwo auf der Welt und die Batterien sind leer, so kann man meist auf alle Fälle Mignon AA Batterien kaufen, da diese weit verbreitet sind. Bei den momentan zusätzlich verwendeten 2x CR123A oder DL123A wird’s schon schwieriger (und viel teuerer!) Der Knopfzellenwechsel für die Minimalfunktion müsste ja nur alle paar Jahre mal sein.
  10. In Schwachlichtsituationen und auch wenn geblitzt wurde, verlief sich die Autofokusfunktion und produzierte unscharfe Bilder, was leider durch den relativ kleinen Monitor am Gehäuse vorab nicht festzustellen war. Wenn ich die Scharfstellung mit meiner alten Minolta 7000 vergleiche, dann muss ich sagen, dass diese es immer hervorragend schaffte, auch in fast Null-Licht Situationen mit dem vom Blitzgerät projizierten Gittermuster auf das abzulichtende Objekt dieses 100% scharf zu stellen. Das hat gar nichts mit digitaler Fotographie zu tun. Zumindest DAS sollte der SD9 doch auch gelingen, zumal die Minolta das schon vor 18 Jahren konnte. Eine Infraroteinheit ist auf dem Sigma Blitzgerät auch zu finden – sollte doch nach dem gleichen Prinzip funktionieren!?  Wird diese nur von analogen Kameras des Hauses Sigma genutzt!? Wie auch immer .... 35 % der Bilder in diesen Situationen waren deutlich unscharf.

 

K. Beyhl

 

 


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Letzte Überarbeitung: 02.09.2003