Dynamik-Umfang |
Prinzipiell haben alle Kameras das gleiche Problem: Die Motive können extrem große Helligkeitsunterschiede haben. Es gibt verschiedene Lösungen, wie trotzdem gefällige Bilder erreicht werden können. |
Inhalt dieser Seite |
Farbnegativ-Filme können einen
Helligkeitsumfang von 1:750 ( ca. 9,5 Blendenstufen) bewältigen (sh.
Bild ganz unten)! Eine falsche Belichtung wird aus diesen Gründen von Negativ-Filmen relativ gut verkraftet! Anders ist das bei Dias. Sie sollen ohne
Nacharbeit brillant wirken, auch bei ganz normalen Motiven. Bei sehr
kontrastreichen Motiven (sh. Bild ganz unten) ist dann eine gute
Durchzeichnung in den Schattenbereichen und Lichtern (wie beim
Negativ-Film) nicht mehr möglich. Ein Dia-Film ist so konzipiert, dass
er eine
Differenz zwischen den hellsten und dunkelsten Bildteilen von 1:100 (ca.
6,5 Blendenstufen), maximal 1:300 (ca. 8 Blendenstufen) bewältigen kann.
Gute TFT-Bildschirme haben übrigens ein Kontrastverhältnis von 1:1000 und halten somit locker mit Dia-Projektieren mit! |
Digitalbilder
Beim Digitalbild gibt es ein gleiches Problem. Prinzipiell stehen hier
für eine
jpg-Datei nur 256 Helligkeits-Stufen zur Verfügung. Würden die
gleichmäßig zwischen "stockdunkel" und "Glitzerschnee im Sonnenschein"
verteilt, hätten normale Motive nur wenige Helligkeitsstufen zur
Verfügung, wären flau und kontrastlos. |
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Die Lösungen des Problems!
Viele
Kameras (nicht nur SLRs) bieten die Möglichkeit, im
RAW-Format zu fotografieren. Dieses Datei-Format hat durch eine
flache
Gammakurve einen erheblich
größeren Dynamik-Umfang (fast 4 Blendensrufen mehr!) und deshalb gibt es
sowohl in den sehr hellen als auch den Schatten-Bereichen noch Durchzeichnung.
Mit etwas Erfahrung kann daraus ein gutes JPG-Bild erstellt
werden, das keine Überstrahlungen und "abgesoffene" Schatten aufweist!
Es entspricht dann z.B. dem weiter unten gezeigten HDR-Bild. |
Seit 2008 wird bei einigen
Kameras eine raffinierte Methode der Datenaufbereitung angewendet
und praktisch
die S-förmige Gammakurve konventioneller Negativfilme nachgestellt. Hier ein Beispiel: Gleiches Motiv aufgenommen mit der LX3 mit normaler Belichtung (oben) und mit WDR, wie es bei der Leica D-Lux 4 genannt wird. (Hierzu ist in diesem Fall ein nachträgliches Firmware-Update notwendig).
Nachteil dieser Methode: Da im Prinzip ein unterbelichtetes Bild nachträglich
mehr oder weniger stark aufgehellt wird (defakto wird ein um 1 bis 2
Stufen höherer ISO-Wert als der sonst übliche verwendet), ergibt sich ein stärkeres Rauschen als bei einer
Aufnahme ohne diese Technik. Wenn die Kamera aber von dieser Möglichkeit
wirklich nur dann Gebrauch macht, wenn es notwendig ist, dann sollte man
diese Funktion im Setup erlauben. Auch hier zeigt sich der Vorteil größerer Sensorzellen. Kameras mit wenig MP/Fläche haben mehr Reserven in den dunklen Bereichen und zeigen nach der "Aufhellung" nicht so starkes Rauschen. Kleine 1/2,3" Sensoren mit 16MP rauschen in den dunklen Bereichen bereits bei 100 ISO sehr stark! |
Vermeiden von "ausgefressenen" Bildbereichen: Die bei einigen Kameras angebotene automatische "Kontrastkorrektur" kümmert sich um den oberen Bereich der Gammakurve. "Ausgefressenen" Bildbereiche - das Problem vieler Digitalkameras - gibt es dann nicht mehr. Die Vorgehensweise ist ähnlich wie im obigen Fall. |
Fuji versucht mit dem
SR
CCD-Sensor in den extrem hellen (auch bei RAW ausgefressenen)
Bildbereichen noch Durchzeichnung zu erreichen. Dazu setzt man anstelle der bisherigen Zellen jeweils zwei
unterschiedlich große ein, wobei die größere für die
normal-hellen Bildteile zuständig ist. |
In der Spiegelreflexkamera S3 Pro ist ein weiterentwickelter SR-Sensors eingebaut (rechtes Bild). Hier sind die beiden Zellen nicht mehr zusammengefasst, sondern die kleinen sind in die Lücken zwischen den großen verlagert und haben eine eigene "Mikrolinse". Vorteil: die großen können größer und dadurch lichtempfindlicher werden! --> weniger Rauschen! |
Eine Weiterentwicklung stellt der EXR-Sensor dar, der mit 2x je 6MP gleichgroßen Zellen in spezieller Anordnung arbeitet. Dadurch kann anstatt des Dynamik-Umfangs alternativ auch entweder die Lichtempfindlichkeit oder die Auflösung erhöht werden. |
4. HDR bzw. DRI
Wirklich extreme Helligkeitsunterschiede (Nachtaufnahme mit hellen
Straßenlampen und dunklen Schattenbereichen = etwa 14 - 17 Blendenstufen) kann aber keine
Kamera (auch nicht mit RAW) bewältigen. Da helfen nur mindestens drei unterschiedlich belichtete
(Stativ)-Fotos, die später am PC zusammengefügt werden. Hilfreich ist
es, wenn die Kamera die Möglichkeit bietet, automatisch drei Bilder
aufzunehmen (zwei davon mit je ±1 Blende Abweichung von der ersten). → Ein weiterer Vorteil der Digital-Fotografie! Hier ein Beispiel, zusammengesetzt aus drei Nachtaufnahmen meines "Standardmotivs": Das Neue Rathaus, aufgenommen mit der F10. →Zusammengesetztes Bild →Voll-HD-Bild
Das optimal belichtete Einzelbild (2. Bild
: 3", Bl.2,8; 80 ISO) scheint
auf den ersten Blick recht gut zu sein. Bei näherer Betrachtung zeigt
sich aber, dass einige helle Bereiche "ausgefressen" sind, andererseits
aber in den dunklen Bereichen wenig Durchzeichnung vorhanden ist. Das HDR-Bild ist eindeutig besser!
→Bildausschnitte Durch den Einsatz von CMOS-Sensoren ist eine sehr schnelle Bildfolge möglich und moderne Kameras nutzen das für ein automatisches HDR-Bild aus. In schneller Folge werden mehrere Bilder mit unterschiedlicher Belichtungszeit aufgenommen und in der Kamera zu einem HDR-Bild zusammengesetzt. Bei vielen Kameras ist nicht einmal ein Stativ erforderlich, da die drei Bilder in der Kamera exakt ausgerichtet werden. |
Last, but not least ...
5.
Richtig Belichten
So raffiniert alle diese Methoden auch
sind ... für 99% aller Motive reicht der normale
Dynamik-Umfang einer Digitalkamera völlig aus. Allerdings setzt das eine
optimale Belichtung voraus! Hier nun einige Tricks, wie man Belichtungsprobleme
reduzieren kann ...... Jeder Digitalkamera-Hersteller versucht, einen optimalen Kompromiss
zwischen zu flauen Bildern (aber dafür ohne "ausgefressenen"
Bildbereiche) und kontrastreichen "gefälligen" Bildern zu finden.
Bessere Kameras bieten sogar eine entsprechende Vorgabe für "Kontrast" im Setup (Die
F10 -
F31fd bietet hier den "Trick" mit dem "Portrait"-Programm).
Alle bisher von mir gestesteten Kameras neigten zu rel.
kontrastreichen Bildern und dadurch traten gelegentlich (allerdings
meist an unkritischen Stellen) "ausgefressene" Bildbereich
auf; besonders dann, wenn es sonnenbeschienene Bildteile und tiefe
Schatten gab. Bei den Tests von dpreview liest sich das "Highlight
clipping in bright scenes" (Sony W7; Panasonic FZ50; LX2; Canon
G7 ...). Wie dramatisch diese kleine "Standard-Korrektur" das Auftreten "ausgefressener" Bildteile vermeidet, ist an den folgenden Beispielbildern zu sehen. Bei beiden wurden mit Photoshop diese Bereiche rot markiert. Das rechte wurde mit -1/3 Blende aufgenommen und hat praktisch keine Problembereiche!
Wenn es aber die Zeit erlaubt, verlasse ich
mich nicht auf diese Standard-Korrektur. Ich nehme dann den Monitor zur Hilfe, um
eine an das betr. Motiv optimal angepasste Blendenkorrektur zu erreichen (→Belichtungshilfe). Den Erfolg dieser Maßnahmen kann man am besten mit dem Histogramm überprüfen. |
Gamma-Wert |
Hier noch einige zusätzliche Informationen für alle, die noch mehr wissen wollen! Die normalen Digitalkameras sind so konzipiert, dass sie einen Dynamikumfang von ca. 6,5 Blendenstufen darstellen. In der Natur ist der Helligkeitsunterschied zwischen absolutem Schwarz und Glitzerschnee im Sonnenlicht natürlich sehr viel größer. Deshalb wählt die Belichtungsautomatik einen (mehr oder weniger) sinnvollen Bereich heraus, der etwa 6,5 Blendenstufen umfasst und dann in die 256 Helligkeitsstufen (8 Bit) einer jpg-Datei umgesetzt wird. Wie das geschieht, kann durch die folgende Grafik dargestellt werden.
Normal ist es, dass der Standard-Bereich (z.B.: 6,5 Blendenstufen) des Sensors in die 256 Helligkeitsstufen umgesetzt wird. Das ergibt die grüne Gerade, deren Steigung ("Gamma") gleich 1 ist. Wird mit der Kamera-Einstellung: Kontrast = "gering" ein größerer Helligkeitsbereich (z.B. 8 Blendenstufen) gewählt, so ergibt das "flaue" Bilder mit wenig Kontrast. Es wird ja ein größerer Helligkeitsbereich auf 256 Stufen komprimiert. Die Gerade ist flacher. Gamma ist unter 1. Mit einem Bildbearbeitungsprogramm kann die Gammakurve aber nachträglich geändert, der Kontrast erhöht werden.
Mit der Kamera-Einstellung:
Kontrast = "hoch" wird ein relativ kleiner Helligkeitsbereich (z.B. 5
Blendenstufen) auf die 256 Stufen auseinandergespreizt. Ergebnis:
Kontrastreiche Bilder. Die "Gammakurve" (rot) ist dann steiler, also
größer als 1. Aber Achtung! Helle Bildbereiche
sind dann oft "ausgefressen" und ohne Details. Die sind dann endgültig
verloren! Moderne Digitalkameras arbeiten ähnlich (mit Hilfe der o.g. Methoden) und decken dadurch bis zu 11 Blendenstufen ab. |
Bild-Beispiel
Gamma kleiner als 1 Belichtet auf das Hauptmotiv (helle Bereiche überstrahlt) Belichtet auf die hellen Bildteile (Hauptmotiv zu dunkel) |
Optimiertes Bild
www.Henner.info
Letzte Überarbeitung:
22.08..2012