Bild-Rauschen |
Letzte Überarbeitung: 01.09.2013 |
Leider fragen fast alle Kamera-Käufer nur nach dem höchsten "einstellbaren" ISO-Wert. Niemand interessiert sich dafür, wie dann die Bildqualität ist. |
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Was ist eigentlich "Rauschen"?
Vorab: |
Panasonic LX1 bei 400 ISO (dpreview.com) |
Der Zusammenhang wird durch die nebenstehenden Grafik deutlich. Sie zeigt die Messwerte verschiedener Kameras bei 100 ISO (Stand: 2006). Nur wenn eine Kamera auch im Schattenbereich eines Bildes (ganz links) noch außerhalb des "Rauschbereiches" liegt, kann man ein "saftiges" Schwarz erwarten, ohne bunte Störpixel usw. Die SLR D200 erfüllt diese Bedingung problemlos. Aber die F10 ist praktisch mit der Olympus-SLR gleichauf. Die Panasonic LX1 ist selbst in den hellen Bildbereichen (ganz rechts) nicht völlig rauschfrei! Viele Kameras mit zu vielen MP/Sensorfläche liefern zwar bei Sonnenschein und z.B. 400 ISO durchaus noch rel. rauscharme Bilder, in den Schattenbereichen rauschen sie aber bereits bei 100 ISO.. |
Vorsicht! Gute Rauschwerte kann ein Hersteller auch erreichen, indem er eine sehr aggressive Rauschunterdrückung einsetzt. Dadurch werden dann aber nicht nur die Störpixel in einfarbigen Flächen sondern auch alle kleinen Bilddetails weggebügelt! Dann hat man zwar rauschfreie Farbflächen, aber die Auflösung ist katastrophal! → mehr sh. unten ("Auflösung und Rauschen") |
Was ist die Ursache dieses Rauschens? Wie ausführlich auf der Seite "Sensoren"
beschrieben wird, wird die Gefahr des Rauschens immer größer, je kleiner
die einzelnen Zellen des Sensors sind. Wenn sich z.B. auf einem 1/1,7"
Sensor nicht 6 MP sondern 12 MP drängeln, müssen sie entsprechend kleiner
sein und bekommen natürlich jeweils nicht so viel Licht ab! Auf einem
kleinem 1/2,7" Sensor haben 12 MP sogar nur halb so viel Fläche zur
Verfügung wie auf einem 1/1,7" Sensor! Da muss das
schwache Signal halt kräftig verstärkt werden! Jede Signalverstärkung
bedeutet aber Erhöhung des Rauschens ... wenn der Hersteller nicht
zusätzliche Maßnahmen zur Signalaufbereitung vorsieht! Aber nur aus der Größe der Sensorzellen
auf das Rauschverhalten zu schließen, ist auch nicht richtig!
Kameras mit großen
APS-Sensoren (Kameras mit Wechseloptik) sind naturgemäß weniger von diesem Problem
geplagt. Auf einem APS-Sensor haben die Zellen fast 20x mehr Platz als
auf einem 1/2,7" Sensor. Wenn auf beiden jeweils 6 MP Zellen sind,
können sie auf dem APS-Sensor erheblich größer (und lichtempfindlicher)
sein! So sind dort auch ISO-Zahlen bis zu 3200 möglich, ohne
dass alles im Rauschen versinkt! Aber die Zeit steht nicht still! Sicherlich wird (wenn wir Kunden das verlangen!) von der Industrie zukünftig die Rauschfreiheit einer Kamera (auch bei höheren ISO-Werten) mehr und mehr als Entwicklungsziel erkannt und nicht nur immer höhere Pixelzahlen angestrebt werden! |
Farb- und Helligkeitsrauschen
Die beiden hier gezeigten Bild-Ausschnitte stammen aus Fotos, die mit der gleichen Kamera (Fuji 602) bei zwei unterschiedlichen ISO-Einstellungen aufgenommen wurden.
1.Farbrauschen
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Auflösung und Rauschen
Da seit Erscheinen der
F10 die Käufer
zunehmend auch den Wert höherer Empfindlichkeiten begreifen, meinen nun
alle Hersteller, möglichst hohe ISO-Werte anbieten zu müssen ... ohne Rücksicht auf
die Bildqualität! Danach fragt ja zunächst niemand!
Für die erste Methode entscheiden sich viele
Hersteller und werden dann auch noch in Testberichten unbedarfter Tester
dafür gelobt. Ein extremes Beispiel war ein Testbericht, in dem
verkündet wurde, dass die Kamera (Panasonic
LX2) bei 1600 ISO weniger rauscht als bei 100 ISO. Warum wohl? Das bisher schlimmste Beispiel lieferte die 2006 neu vorgestellte 6MP Panasonic FZ7. Die erlaubt zwar auch die Einstellung von 1600 ISO, aber bereits bei 800 ISO ist die Auflösung schlechter als bei einer 2MP-Kamera! Ursache: Durch Pixel-Mixing wird zwar das Rauschen reduziert, aber das zwangsläufig kleinere Bild wird anschließend rigoros wieder auf 6 MP hochgerechnet! Grauenhaft! Fazit: |
Sensorzellengröße = Rauschverhalten?
Immer wieder taucht die Theorie auf, dass
von der Größe der Einzelzellen direkt das Rauschverhalten abgeleitet
werden könne. Man macht es sich aber zu einfach, kurzerhand die Sensorbreite
durch die Anzahl der nebeneinander liegenden Einzelzellen zu teilen und
aus den sich dann ergebenden z.B. 2,7μm auf das Rauschverhalten der
betr. Kamera zu
schließen! Diese Überlegung vernachlässigt die ständige Verbesserung der
Sensoren (Stichwort:
BSI-CMOS-Sensor) und Datenaufbereitung.
Sinnvoller ist allerdings die Größe "MP geteilt durch Sensorfläche [cm²]", was dpreview angibt. Dadurch werden auch unterschiedliche Sensor-Seitenverhältnisse (16:9 und 3:2) berücksichtigt. Bei dieser Angabe lassen niedrige Werte geringeres Rauschen erwarten. In unserem Beispiel ergibt sich übrigens 14 bzw. 29. Gleichgültig, wie
viele Fortschritte in Zukunft auch erreicht werden; eine 12MP-Kameras mit einem
kleinen
1/2,7" Sensor wird immer sehr viel stärker rauschen als
eine 12MP-Kamera mit einem 1/1,7" Sensor; denn letzterer hat eine
etwa doppelt so große Fläche und deshalb können die Sensorzellen darauf
doppelt so groß sein! Mit dieser Grafik möchte ich versuchen, die komplexen Zusammenhänge anschaulich zu machen. Die Angaben sind aber nur "qualifiziert geschätzt".
Erkennbar ist:
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Vergleich verschiedener Kameras
Ob eine Kamera stärker rauscht als eine
andere kann man
ganz einfach feststellen. Man fotografiert mit beiden Kameras ein Motiv, das möglichst viele Details aber auch verschiedene
einfarbige Flächen enthält, bei z.B. 800 ISO, reduziert die
Bilder auf gleiche Größe und
sieht diese sich dann mit einem Bildbearbeitungsprogramm im "blauen Kanal"
an. Selbst wenn bei RGB (normales Farbbild) noch nichts Auffälliges zu
sehen ist ... der Blau-Kanal zeigt schonungslos ein evtl. vorhandenes
Rauschen. Nur wenn mit dieser Methode keine Unterschiede erkennbar sind (z.B. Rauschen bei 100 ISO), dann sollte man die betr. Testbilder auf ein größeres Format umrechnen und Bildausschnitte vergleichen.
Streng genommen ist es aber nicht korrekt, 800
ISO mit 800 ISO zu vergleichen. Eine Kamera mit max. Blende 4 muss
800 ISO wählen, während eine Kamera mit Blende 2,0 bei gleicher
Belichtungszeit noch mit 200
ISO auskommt. |
Rauschen reduzieren:
Rauschen reduzieren durch Einstellung geringerer MP?
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Rauschen reduzieren durch Kombination mehrerer Aufnahmen
Der schnelle CMOS-Sensor
macht's möglich: Manche Kameras machen mehrere Aufnahmen bei z.B. 6400
ISO kurz nacheinander und verrechnen die dann automatisch zu einem Bild
mit besserer Auflösung und geringerem Rauschen.
Die Idee dahinter: Rauschen tritt rein zufällig verstreut auf und
infolgedessen nicht bei jeden Foto an exakt der gleichen Stelle. So kann
das Rechenprogramm Störpixel erkennen und eliminieren. Das funktioniert
natürlich nur bei unbewegten Motiven.
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Rauschen nachträglich am PC reduzieren
Mit entsprechenden Programmen kann das Rauschen mancher Bilder deutlich reduziert werden. Aber sie können natürlich nicht den von der kamerainternen Rauschunterdrückung verursachten Schärfeverlust rückgängig machen. Im Gegenteil! Das Programm reduziert weitere Bilddetails! Einfarbige Flächen wirken dann aber gleichmäßiger und weniger verrauscht. Sehr sinnvoll sind solche Programme aber bei der Bearbeitung von RAW-Dateien, bei denen das Rauschen ja nicht schon in der Kamera reduziert wird. Das Problem ist, das Rauschen zu reduzieren, (fast) ohne Details wegzubügeln. Hier ein Beispiel mit Tapaz DeNoise:: Wer
sich für solche Programme (auch als Plugin für Photoshop) interessiert
... hier ein ausführlicher
externer Test von 6 Programmen: |
Reale Beispiele
Dieses Bild wurde 2009 mit der
Panasonic TZ1 aufgenommen. Sie wurde 2006 gebaut und hatte zwar den
kleinen 1/2,5" Sensor, aber nur 5MP. Das ergibt einen scheinbar
günstigen dpreview Kennwert von 20 MP/cm². (Zum Vergleich: die
wegen ihres geringen Rauschens gelobte
LX3
hat nur 25 MP/cm², ist aber zwei Jahre jünger).
Und noch ein typisches
Beispiel, das bei vielen kleinen Kameras auftritt: Das eingebaute
Blitzlicht ist zu schwach für eine Gruppenaufnahme, obwohl grundsätzlich
400 ISO gewählt wird. Die weiter hinten sitzenden Personen bekommen zu
wenig Licht ab und die Kameras (hier die
TZ7)
setzen dann rigorose Rauschunterdrückungs- und Aufhellungsprogramme ein.
Die vorne sitzenden Personen sind nicht betroffen.
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Basis-Empfindlichkeit
Zumindest sollte an der Kamera eine Basis-Empfindlichkeit
einstellbar sein, die Rauschfreiheit garantiert! Auch wenn das dann
"nur" 50 ISO sind! Ich arbeite übrigens
oft mit niedrigster ISO-Einstellung
und nehme dafür gelegentliche Bewegungsunschärfe in Kauf .... was manchmal sogar
stimmungsvollere Fotos ergibt!
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Rauschen bei Langzeitbelichtung
Bei
Langzeitbelichtungen (z.B. länger als
4 Sek.) kann eine ganz andere Form des Rauschens auftreten. Dann wirkt das
Bild wie mit kleinen weißen Punkten übersäht. Das sind Störungen, die der
Sensor erzeugt, bei kurzen Belichtungszeiten aber nicht auffallen. Gute
Kameras beseitigen sie automatisch.
Dazu
machen sie nach dem Langzeitbild anschießend ein sog. "Schwarzbild" mit
gleicher Belichtungszeit. Dann entsteht ein schwarzes Bild mit den gleichen
Störungen. Anschließend werden sie aus dem Langzeitfoto herausgerechnet
und man erhält ein
(fast) störungsfreies Bild.
Das ist der Grund, warum ein Langzeitfoto nicht sofort auf dem Monitor gezeigt wird, sondern erst nach dieser Bearbeitung. Hier ein Langzeitfoto der Fuji F10 und ein 1:1 Bildausschnitt daraus. Belichtungszeit: 15 Sekunden, Blende: 2,8; 400 ISO. |
Rauschen durch Hitze
Nicht ohne Grund werden die Sensoren
höchstauflösender Spezialkameras durch entsprechende Verfahren ständig
gekühlt. Es ist nämlich so, dass ein warmer Sensor mehr rauscht als ein
kalter. Das ist übrigens der Grund, warum man seine Kamera nicht in der
Sommersonne herumliegen lassen sollte. Besonders die großen, schwarzen
SLRs werden dann extrem heiß. Kameras mit Live-Monitor und Kompaktkameras sollten nicht allzu lange eingeschaltet bleiben, da sich der Sensor dann auch erwärmt. Allerdings keineswegs so stark, wie durch Sonneneinstrahlung. |
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