Optik |
URL: www.Henner.info/optik.htm |
Letzte Überarbeitung:10.09.2013 |
Brennweite
Die Brennweite eines Objektivs ist definiert als der Abstand von einem Blatt
Papier, bei dem ein "unendlich weit" entfernter Gegenstand (z.B. die Sonne)
scharf abgebildet wird. Wer hat nicht schon mal diese Tatsache genutzt, um ein
Loch in Papier zu "brennen"?
Mit der Brennweite ändert sich
(bei konstanter Sensorgröße) der Bildwinkel. Der natürlichste Bildwinkel (die
Proportionen sehen so aus, wie das menschliche Auge sie kennt) ergeben sich bei
einer Brennweite, die der Bilddiagonalen entspricht. Sie wird auch
Standard-Brennweite
genannt. Bei KB ist das 43,3 mm, obwohl häufig 50 mm als "normal" angesehen
wird.
Der Bildkreis ist das kreisförmige Bild, das
ein Objektiv maximal imstande ist, ohne deutliche Fehler abzubilden. Er muss
mindestens so groß sein wie die Diagonale des Film- bzw. Sensorformat. Bei KB-Kameras sind das 43,3 mm. Am schärfsten ist das Bild in der Mitte. Je nach
Güte des Objektivs nimmt die Schärfe zum Rande hin mehr oder weniger stark ab.
Da die Bildecken den größten Abstand haben, sind sie bei einem schlechten
Objektivs am deutlichsten betroffen.
Bildwinkel
Je nach
Brennweite des Objektivs ändert sich im
nebenstehenden Bildchen der Abstand des obere Schnittpunkts von der Filmebene .
Der jeweilige Diagonalen-Bildwinkel ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.
Auf der Seite "Perspektive"
werden die Unterschiede erläutert.
Bei KB-Kameras befindet sich hier der Film, bei Digitalkameras der Sensor.
(→Randschärfe)
Für die Frage, wie viele Personen bei einer Gruppenaufnahme mit auf dem Bild
sind, ist aber der Horizontal-Bildwinkel entscheidend. Er ist selbstverständlich
kleiner als der Diagonal-Bildwinkel.
mm KB
Diagonal
Horizontal
(KB; 3:2)
17
104°
93°
21
92°
81°
28
75°
65°
35
63°
54°
40
57°
48°
50
47°
40°
100
24°
20°
200
12° 30'
10° 30'
Unterschied zwischen Superweitwinkel- und Fischaugen-Objektiven
Brennweite "entsprechend xx mm bei KB"
Digitalkameras haben fast ausschließlich kleinere
Sensoren als KB-Kameras. Auf den Objektiven wird aber immer nur die
tatsächliche Brennweite angegeben. Da
stellt sich dann die Frage, wie man die in einen von der KB-Kamera gewohnten
Wert
umrechnen kann. Unter "f=6,2 mm" kann sich nämlich niemand etwas vorstellen,
unter "entspricht 28mm bei KB" aber sehr wohl.
Bei
unterschiedlichen Seitenverhältnissen der Sensoren ergeben sich - bei gleichem
Diagonalwinkel - unterschiedliche Horizontalwinkel. Bei
16:9 ist er größer, bei
4:3 kleiner als bei KB. Konkret bedeutet das, dass bei umgerechneten 28 mm bei
einer 4:3 Kamera z.B. bei einer
Gruppenaufnahme weniger Personen auf dem Bild zu sehen sind als bei einer KB Kamera. Bei Tele ist der 4:3 Sensor durch den kleineren Horizontal-Bildwinkel im "Vorteil". Er hat dann nämlich z.B. bei "100 mm KB" eine stärkere Telewirkung als ein entspr. KB-Foto. |
Werden 4:3 Kameras auf 16:9 umgeschaltet, wird
oben und unten einfach etwas weggelassen, der Horizontalwinkel bleibt aber
gleich. |
Was ist
"normierte Brennweite"? Die Brennweite kleiner Digitalkameras auf die entspr. Brennweite von KB-Kameras umzurechnen, ist international üblich. Das hindert die Zeitschrift "test" aber nicht daran, eine eigene Definition einzuführen: Die "normierte" (auf die jeweilige Standardbrennweite bezogene) Brennweite eines Zoomobjektivs bei Weitwinkel- und Tele-Einstellung. So ergibt sich z.B. für 35 mm ein Wert von 0,7. Sehr gewöhnungsbedürftig! |
Wie wird der
Zoomfaktor berechnet? International üblich
ist es, den Zoomfaktor aus dem Verhältnis der beiden tatsächlichen
Brennweiten zu ermitteln. (Das Verhältnis der umgerechneten Brennweiten ergibt
natürlich das gleiche Ergebnis!).
|
Multiformat-Sensor
Manche Kameras wie z.B. die LX5 und TZ7, halten den Diagonalwinkel bei allen Vorgaben konstant. Bei der Vorgabe "16:9" ist dadurch der Horizontalwinkel größer als bei 4:3. Rechts und links ist dann mehr auf dem Bild (sh. das folgende Beispielbild). Solche Sensoren verzichten allerdings bei jeder Einstellung auf etliche Sensorzellen am Bildrand (rot). Aus einem 12MP-Sensor wird ein 10MP-Sensor. |
Hier der Vergleich 4:3 mit 16:9 am Beispiel eines Fotos aus der Cao-Dai Kirche in Long Hoa (Vietnam) mit gleicher (umgerechneter) Brennweite. |
Normale 4:3 Sensoren mit
Umschaltmöglichkeit
Viele Kameras mit 4:3 Sensoren erlauben ebenfalls die
Vorgabe der Formate 3:2 ; 16:9 und z.T. auch 1:1. Davon rate ich ab, da nur das
4:3 Format alle Zellen des Sensor voll ausnutzt. Bei allen anderen Formaten wird lediglich ein mehr
oder weniger großer Teil der Höhe des 4:3 Bildes oben und unten abgeschnitten, was man
problemlos auch nachträglich machen kann.
(→IrfanView) Beim 1:1 Format
wird das 4:3 Bild rechts und links beschnitten. Die Höhe bleibt.
Hier ein Bildbeispiel im Format 4:3. Bei 3:2 würde nur der Bereich zwischen den gelben Linien, bei 16:9 nur der zwischen den weißen Linien aufgenommen. Bei diesem Motiv hätte man bei einem 3:2 Format (das überwiegend von SLR-Fans der alten Schule bevorzugt wird) weiter zurückgehen müssen, um den Kopf nicht zu beschneiden. Aber dann hätte man unnötig viel "Ballast" rechts und links gehabt. Oder man wäre zu einem Hochformat-Bild verführt worden, von dem ich aus guten Gründen abrate. Die große Bildhöhe des 4:3 Formats macht Hochformat meist überflüssig, beinahe wie das gute alte 6x6 Fotoformat. Manche Breitformat-Motive erfordern sogar zwingend eine möglichst große Bildhöhe. →überzeugendes Beispiel Die endgültige Festlegung des Bildausschnitts sollte - falls sinnvoll - in aller Ruhe nachträglich bei der Bildbearbeitung geschehen. Ich beschneide viele meiner Fotos auf 16:9. Das erfordert bei IrfanView nur zwei Klicks. Ggf. sogar im Batch. |
Kameras mit 3:2
Sensoren (Systemkameras) bieten von vornherein weniger Bildhöhe als 4:3
Kameras. Aber auch sie bieten oft Umschaltmöglichkeiten an. Hier gilt:
Nur bei 3:2 werden alle Sensorzellen genutzt. Bei 16:9 wird oben
und unten, bei 4:3 und 1:1 wird rechts und links etwas abgeschnitten und
dadurch der Horizontalwinkel weiter eingeschränkt (defakto die Brennweite
reduziert). Aber
warum soll ich mich der Möglichkeit berauben, später am PC den optimalen
Bildausschnitt zu wählen? Was ich bereits in der Kamera wegschneiden ließ
lässt sich nicht wieder zurückholen. |
Warum benötigen kleine Sensoren nur sehr kleine Objektive?
Nehmen wir einmal an, dass mit einer
KB-Kamera bei 40mm Brennweite mein bekanntes Rathausmotiv aufgenommen
wird.
Würde nun anstelle des KB-Films bzw. KB-Sensors (36x24mm) ein 1/2,3" Minisensor (6,2x4,6mm) in der Kamera
eingebaut sein, dann würde von ihm nur ein kleiner Ausschnitt in der
Bildmitte erfasst werden (rechtes Bild).
Das
40mm KB-Objektiv entspricht dann einem 224mm Teleobjektiv. Für
eine KB-Kamera wäre ein solches starkes Teleobjektiv sehr viel größer und
schwerer. Für den kleinen Sensor genügt aber für die gleiche Telewirkung
das rel. kleine 40mm KB-Objektiv. |
Ist die maximale Auflösung abhängig von der Größe der Sensorzellen?
Da Licht eine Wellenstruktur hat, ergeben sich Beugungsmuster an jedem Hindernis. Der Rand der Blende ist solch ein Hindernis und je kleiner die Blende, desto stärker fällt dies Ablenkung ins Gewicht. Der Durchmesser der Blende ist natürlich um so kleiner, je kleiner die Brennweite der Kameras ist. Bei einfachen Handy-Kameras (ca. 3mm Brennweite) liegt der Durchmesser bereits bei offener Blende im kritischen Bereich. → Artikel aus Teltarif.de. Aber auch bei Kameras mit dem "Standardsensor" 1/2,3" beginnt ab Blende 4 der kritische Bereich. Durch die Beugung der Lichtstrahlen wird ein Punkt des Motivs nicht mehr als Punkt abgebildet, sondern als Beugungsmuster mit einem Wellenmaximum und Nebenminima auf beiden Seiten. Sie bilden einen mehr oder weniger großer Kreis, die sog. Airy-Scheibe (nach dem engl. Physiker). Solange dieser Kreis nicht viel größer als die Sensorzellen ist, spielt das keine Rolle. Kritisch wird es, wenn die Größe der Sensorzellen in der Größenordnung des Beugungskreises liegt *). Bei einer weiteren Erhöhung der MP-Zahl (= noch kleinere Sensorzellen) trifft ein solcher Beugungskreis gleichzeitig auf immer mehr Sensorzellen, die dann alle praktisch den gleichen Inhalt haben. Das ergibt dann keine merkliche Zunahme von Bilddetails. Deshalb ist es Unsinn, Sensoren mit zu vielen MP in eine kleine Kamera einzubauen. Das erhöht nur den Speicherbedarf und das Rauschen und bremst die Geschwindigkeit. Diese Auflösungsgrenze liegt (falls das Objektiv gut ist und nur wenig bzw. gar nicht abgeblendet wird!) bei
Aber auch Kameras mit Sensoren in KB-Größe bieten keine unbegrenzte Auflösung. Zwar treten hier die Beugungsprobleme erst ab Blende 11 auf, aber das max. Auflösungsvermögen der Objektive (in Lp/mm), sorgt dafür, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Hier liegt die Grenze bei etwa 30MP. →mehr Infos ________________
*)
Die Airy-Scheibe hat für
grünes Licht (550 nm) einen Durchmesser von 1,9 µm bei Blende 1,4, 3,8 µm
bei Blende 2,8 und 7,5 µm bei Blende 5,6. Die Kantenlänge eines einzelnen
Pixels beträgt bei einer SLR meist deutlich über 4 µm, bei einem
16-Megapixel-Sensor in einer
Kompaktkamera teils
weniger als 1,5 µm. |
Nahaufnahmen ("Makro")
Bei der Einstellung "Makro" wird nicht etwa eine Zusatzlinse (wie eine Vorsatzlinse) eingeschwenkt, sondern lediglich der Bereich, in dem das Objektiv scharf stellen kann, nach unten verschoben bzw. erweitert. Das geht z.T. bis zu 1cm herunter, was in der Praxis gar nicht nutzbar ist, womit man aber herrlich prahlen kann. Besser ist es, dass auch bei Tele auf rel. kurze Entfernungen eingestellt werden kann (→ Beispiel). |
Hier ein
Ausschnitt aus obiger
Nahaufnahme mit der
F10 |
Makro-Objektive für Systemkameras sind
speziell für Nahaufnahmen berechnet und haben meist eine rel. lange
Brennweite, um nicht zu nah an das Motiv (z.B. Biene) herangehen zu
müssen. "Max. 1:3" bedeutet z.B., dass die Biene dann in 3facher Verkleinerung auf dem
Sensor abgebildet wird. Es gibt allerdings für einige Kameras eine preiswerte Alternative zu einem Makro-Objektiv: ein Umkehrring für ca. 15.- Euro. Damit wird das Objektiv "verkehrt herum" angeschraubt. Mit einem gewöhnlichen Standardobjektiv sind dann Bilder wie dieses möglich! Allerdings muss man dann wie vor 70 Jahren arbeiten. Kein Autofokus, keine Belichtungsautomatik, Blende oft nicht vorgebbar. (Foto: Wolfgang aus Tirol) |
Blende
Die Lichtmenge, die für den Film bzw. Sensor für eine optimale Belichtung notwendig ist, wird durch die Blende (und die Belichtungszeit) geregelt.
Von Blendenstufe zu Blendenstufe wird die Lichtmenge
jeweils halbiert.
In 1/3 Blendenstufen:
Bei jeder Kamera - ob Superzoom oder Plattenkamera - gilt: Blende 2,8 ist Blende 2,8 bei jeder Kamera Zumindest sollte das so sein! |
Verbessert Abblenden die Bildschärfe?
Bei kleinen Digitalkameras gilt die alte
Regel nicht mehr, dass ein Objektiv bei etwa Blende 8 seine maximale
Schärfe aufweist. Ursache ist die sog.
Beugungsunschärfe, die um so
größer wird, je kleiner die absolute Blendenöffnung ist. Die ist durch die
rel. kurze Brennweite der kleinen Kameras aber sehr viel kleiner als bei
KB- und APS-Kameras.
Bereits ab etwa Blende 5,6 nimmt die Schärfe ab. Deshalb begrenzen viele Kameras das Abblenden auf max. Blende 8.
Handy-Kameras arbeiten grundsätzlich mit offener Blende, da bei den z.T. extrem kleinen Objektiven bereits bei 1:2,4 die Bildschärfe durch die Beugung reduziert wird. Eine Abblendung zur Erhöhung der Schärfentiefe ist zumeist nicht notwendig, da die prinzipbedingt bei kleinen Kameras sehr groß ist. Im extremen Telebereich kann es allerdings manchmal sinnvoll sein, durch Abblenden die Schärfentiefe zu vergrößern ... auf Kosten der Auflösung. Ein anderer Aspekt ist natürlich die Randschärfe. Viele minderwertige Kameras zeigen bei offener Blende deutliche Randunschärfe, die manchmal durch Abblendung reduziert werden kann. Immer bei offener Blende arbeiten Kameras mit Graufilter. Sie vermeiden zwar die Beugungsunschärfe, können aber Randunschärfe nicht weiter reduzieren. Aber auch Kameras mit Lochblende (sh. unten) arbeiten meist mit offener Blende und schalten nur bei großer Helligkeit die Lochblende ein. Ein Grund mehr für mich, auf gute Randschärfe bei offener Blende zu achten. Wie der Einfluss der Blende auf die Schärfe bei den Wechselobjektiven für APS-Kameras auswirkt, kann an dem bei dpreview gezeigten →Beispiel (Sony 16 - 105 [24-160mm]) nachvollzogen werden. Die sehr starke Randunschärfe verschwindet zwar beim Abblenden, aber bereits bei Blende 11 ist zwar das gesamte Bildfeld gleichmäßig scharf, aber von der zuvor hervorragenden Schärfe in Bildmitte ist nichts mehr übrig. |
Auf einen Blick ist erkennbar, in welchem
Bildbereich das Objektiv die volle Auflösung des Sensors erreicht. Wie sich
dieser Bereich durch (leichtes!) Abblenden vergrößern lässt, kann man durch
verschieben der Blendenvorgabe herausfinden. Positioniert man den Mauszeiger
über einem der Schachbrettsymbole, so wird die (Un)Schärfe an der betr. Stelle
gezeigt. |
Irisblende
Graufilter
|
Vorsatz-Objektive und Telekonverter
Zu Zeiten, als es noch
keine große Auswahl an Zoom-Objektiven gab, waren sog. Telekonverter
in Mode. Sie wurden zwischen System-Kamera und Wechselobjektiv geschraubt.
Ein 2x Telekonverter machte z.B. aus einem 50mm Objektiv ein 100mm Tele,
bzw. aus einem 28--88mm Zoom ein 56-176mm Zoom.
Bei Kameras mit fest
eingebautem Objektiv kann natürlich kein Telekonverter eingesetzt werden.
Es werden stattdessen sog. Vorsatz-Objektive angeboten. Für Kameras mit zu
wenig Weitwinkel gibt es Weitwinkel-Vorsatzobjektive. Da inzwischen die
meisten Kameras aber 28mm und sogar 24mm Weitwinkel bieten, sind dann
lediglich sog. Tele-Vorsatzobjektive sinnvoll. |
Achtung: Bei der letzten Überarbeitung eingefügte Texte sind grün markiert!
www.Henner.info