Motiv-Programme


 


Erfahrene Fotografen wählen bei schwierigen Motiven nicht "P" (Programm = die Belichtungsautomatik wählt Blende und Belichtungszeit) sondern entweder:

  • "A" ("Aperture" vorgeben, Zeit wählt die Automatik = "Zeit-Automatik")

Beispiele:
"Offene Blende" zum "Freistellen" des Hauptmotivs.
"Kleine Blende" für große Schärfentiefe
Einstellung der vom Zusatzblitz verwendeten "Arbeitsblende"

  • "S" ("Shutter-Speed" vorgeben, Blende wählt die Automatik = "Blenden-Automatik")

Beispiele.
1/1000 Sek., um schnelle Bewegungen (Sport) "einzufrieren"
1/30 Sek., um fließendes Wasser natürlicher wirken zu lassen
Kurze Zeiten, um bei Blitzaufnahmen Doppelkonturen zu verweiden.

  • "M" (manuell).

Letzteres allerdings nur dann, wenn alle Automatiken versagen. Typisches Beispiel hierfür: "Mondbild".

Vorraussetzung ist natürlich, dass die Kamera diese Möglichkeiten bietet. Da viele Kameras heute aber nur noch eine Lochblende oder sogar nur ein Graufilter besitzen, ist bei ihnen ein Einfluss - wenn überhaupt - nur sehr begrenzt möglich. →Mehr Infos
 


 

Es ist aber nicht jedermanns Sache, mit Blende, Belichtungszeit und ISO-Werten herumzuspielen. Dazu muss man schon genau wissen, welche Wirkung z.B. eine offene Blende auf Tiefenschärfe und (indirekt) auf die Belichtungszeit hat. Deshalb bieten fast alle Amateur-Kameras so genannte "Motiv-Programme" an.
An der Notwendigkeit der meisten von ihnen kann man zwar zweifeln, aber unbestreitbar notwenig ist ein "Sport"-Programm bei Kameras, die keine Vorgabe der Belichtungszeit erlauben.
Dadurch würde verhindert, dass z.B. die Ixus 400 für dieses Foto auf Blende 11 abblendete und dann nur noch 1/250 Sek. Belichtungszeit bei 100 ISO zur Verfügung hatte. Zufällig hat das hier zwar gerade noch gereicht, aber bei allen anderen Bildern nicht!

Von einem guten "Sport"-Programm würde ich erwarten, dass die Blende voll geöffnet wird und dann die kürzestmögliche Belichtungszeit gewählt wird. Erst wenn es dann immer noch zu hell ist, sollte etwas abgeblendet werden. In unserem Beispiel hätte 1/2000 und Blende 4 gewählt werden können!
Leider funktioniert kein "Sport"-Programm so! Alle verkürzen die Belichtungszeit nur um ca. eine Stufe. Viele Kameras zeigen die von der Automatik gewählte Belichtungszeit gar nicht an, so dass man nicht korrigierend einzugreifen kann (z.B. ISO-Wert erhöhen).

"Schnee"- und "Gegenlicht"-Programme veranlassen die Kamera lediglich, die Blende um mind. einen Wert weiter zu öffnen ... was mit bei jeder Kamera auch direkt möglich ist!

Ein "Panorama"-Programm sorgt dafür, dass bei allen Einzelaufnahmen die gleiche Belichtung eingestellt bleibt. Sonst wären auf einem Panoramabild die Einzelfotos deutlich sichtbar, weil der Himmel jeweils unterschiedlich dunkel wäre.

Bei konventionellen Kameras mit manueller Belichtungsmöglichkeit sind alle diese Programme eigentlich überflüssig und nur für Anfänger notwendig!
 


Zusätzliche Einflüsse

Digital-Kameras verstellen aber mit dem jeweiligen Motivprogramm mehr als nur Blende und Zeit, wie das früher bei konventionellen Kameras üblich war.
Hier einige Beispiele:

Bei "Porträt" wird nicht nur die Blende weit geöffnet, sondern auch die Gradation auf "weich" geschaltet und die Schärfung reduziert.
Bei "Landschaft" wird der Blitz abgeschaltet (er wäre ohnehin wirkungslos!), die Entfernung auf  ∞ , die Gradation auf "hart" eingestellt und (damit der Vordergrund auch noch scharf wird) eine kleinere Blende vorgegeben.
Bei "Umgebungslicht" wird die ISO-Einstellung auf den höchsten Wert geschaltet, die Blende voll geöffnet und der Blitz abgeschaltet.
Bei "Museum/Theater" wird nicht nur auf hohe ISO-Werte gestellt, sondern auch das Auslösegeräusch und der Blitz abgeschaltet.

Tatsächlich bieten also Motivprogramme mehr als in früheren Zeiten! Bei Kameras mit vielen manuellen Einstellmöglichkeiten könnte man natürlich die gleichen Einstellungen auch selbst vornehmen, aber einfacher ist es mit einem Motivprogramm!
Einfluss auf die Gradationskurve und die Farbsättigung könnte man natürlich auch über eine nachträgliche Bildbearbeitung nehmen ....

Inzwischen scheint bei den Herstellern ein Wettkampf entbrannt zu sein, wer die meisten Motivprogramme anbietet! Dabei sind viele der Programme unsinnig oder arbeiten mit den gleichen Einstellungen. Benötigt man wirklich 36(!) Programme (Casio H10) wie z.B. "Schöne Haut", "Speisen" und "Baby"? Da ein normaler Anwender damit völlig überfordert ist, gibt es bereits Kameras mit "Motiv-Automatik", die ein Motiv analysieren und dann das passende Programm wählen ("Sport" bei schnellen Bewegungen; "Portrait" sobald ein großes Gesicht erkannt wird ...). Aber wie will die Automatik erkennen, dass man sich im Museum befindet?
Sinnvoll ist es deshalb, wenn die wichtigsten Programme direkt anwählbar sind.

 


Startseite Stichworte Kameras Theorie Bi. bearbeiten Bi. betrachten

www.Henner.info
Letzte Überarbeitung: 07.05.2010