Perspektive und Zoom
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Letzte Überarbeitung: 26.09.2013

 


Wie viel Zoom braucht der Mensch?

In der Werbung werden häufig schöne junge Damen gezeigt, denen man sich mittels Zoom bis auf Kussdistanz nähern kann.
Manche Fotografen benutzen das Zoom tatsächlich nur, um sich einige Schritte zu ersparen.
Es gibt natürlich auch Situationen, wo das nicht möglich ist ...

Hier ein Beispiel

25mm  /  300mm  (Panasonic TZ7; 12x Zoom)

Das ist aber für mich nicht der Grund, mit den verschiedenen Brennweiten zu spielen! Die enorme Wirkung auf die Perspektive reizt mich viel mehr!
Hier ein überzeugendes Beispiel, aufgenommen in Hannover. Es zeigt übrigens die Marktkirche (1335) und die "Göttinger Sieben", die 1837 gegen König Ernst August protestiert haben.

Umwerfend, wie der Kirchturm von Bild zu Bild scheinbar an Größe zunimmt .... obwohl ich doch immer weiter zurückgegangen bin! Dabei habe ich dann die Brennweite so verändert, dass die Kirche (zumindest bei den letzten drei Bildern) immer etwa Bildhöhe hatte.
Man beachte auch, dass das auf dem letzten Bild doch sehr störende rote Haus auf dem 3. Bild praktisch unsichtbar ist! Hier kommen sowohl das Denkmal und der Kirchturm gut zur Geltung. 90 mm (und der entsprechende Standort) wäre also für dieses Motiv die optimale Brennweite!

Mit allen dieser Bilderserie will ich auch zeigen, was mit einer simplen 3x Zoom Kamera möglich ist!

(Die Aufnahmen entstanden mit der Fuji 602, ihr 210 mm Tele wurde aber nicht eingesetzt!)


ca. 36 mm

 


ca. 75 mm

 


ca. 90 mm

 


ca. 108 mm


Anmerkung für Theoretiker:
Die Perspektive (Verhältnis Vordergrund zu Hintergrund) ist nur von der Entfernung der verschiedenen Gegenstände von der Kamera abhängig. Wäre das letzte Bild z.B. mit 28 mm Weitwinkel aufgenommen worden, dann wäre die Kirche ebenfalls sehr viel größer als das Denkmal. Nur wäre noch viel mehr von der Umgebung mit drauf. Eine Ausschnittvergrößerung würde aber exakt so aussehen, wie das obige Bild! Das Tele-Objektiv macht diese nachträgliche Ausschnittvergrößerung überflüssig, ändert aber nicht die Perspektive!



Portrait-Brennweite

Auch für Digitalkameras gilt die alte Fotografenregel, dass Portraits aus etwa 2 Meter Entfernung die natürlichsten Proportionen zeigen. Formatfüllend  ist das Portrait dann, wenn man (ggf. umgerechnet) eine Brennweite von ca. 90mm verwendet. Daher die Bezeichnung "Portrait-Brennweite" für 90 mm.
Bei Fotos mit Weitwinkel aus gleicher Entfernung wirken die Gesichter der Personen zwar ebenfalls "natürlich". Allerdings muss für ein Portrait eine starke Ausschnittvergrößerung angefertigt werden ... mit den bekannten Nachteilen. Geht man aber, um das zu vermeiden, entsprechend näher an die Person heran, dann ergeben sehr entstellte Gesichter.
Bei Portraits aus großer Entfernung (mit Tele) wirken Gesichter unnatürlich flach.

Auch für Portraits gilt die obige Aussage: Der Abstand zum Motiv entscheidet über die Perspektive, nicht die Brennweite!

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Digital-Tele

Je mehr MP eine Kamera hat, um so stärkere Ausschnittvergrößerungen (= Digital-Tele) sind möglich. Vorausgesetzt natürlich, dass das Objektiv die nötige Auflösung hat.
Das letzte Bild obiger Bilderserie wurde mit der F10 (6MP) einige Tage später wiederholt und daraus dann ein 1280 x 960 Pixel großer Ausschnitt herausvergrößert. Das ergibt dann ein Bild, das einem Foto mit einem 325 mm Teleobjektiv entspricht.
Und das mit einer 3x-Zoom-Kamera!


1:1 Ausschnitt aus dem "325 mm Telefoto"

Bezüglich Perspektive ändert sich übrigens nichts gegenüber 108mm Tele.

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Weitwinkel-Objektive
 

Nicht alle Käufer sind mit einem 3x-Zoom zufrieden. Viele von ihnen kaufen dann lieber eine 10x Zoom-Kamera, die nicht 28 - 280 mm sondern 38 - 380 mm Tele bietet.
Warum ist mir persönlich ein 28er-Weitwinkel wichtiger als eine Super-Telebrennweite?

Fragt man einen Verkäufer nach den Vorteilen eines starken Weitwinkelobjektivs, so hört man immer nur, dass man - ohne sich bewegen zu müssen - "mehr drauf" bekommt. Das ist richtig und in vielen Fällen (wenn man nicht weiter zurückgehen kann) auch sehr nützlich. →24 mm Weitwinkel

Bei allen Motiven, die nicht stark in der Tiefe gestaffelt sind (Personengruppe vor einer Wand; Häuserzeile) gibt es bezüglich der Perspektive keinen nennenswerten Unterschied zwischen 24 und 38 mm. Wenn man zwei Schritte weiter zurückgehen kann, dann sind 38mm-Bilder von 24mm-Bildern nicht zu unterscheiden.

Je stärker ein Motiv aber in der Tiefe gestaffelt ist, um so beeindruckender ist die Wirkung auf die Perspektive; besonders wenn man möglichst dicht an sein Motiv herangeht.


Angenommen, man will dieses Motiv (Große Mauer bei Badaling) durch einen Torbogen hindurch aufnehmen. Mit einem 24er Weitwinkel könnte man viel näher an den Torbogen herangehen als mit 38mm. Der Torbogen sähe dann genau gleich aus, aber von der Landschaft dahinter wäre sehr viel mehr als nur einen einzigen Gipfel zu sehen!

 

Ein anderes Beispiel kennt jeder: Eine große gesellige Runde soll möglichst vollzählig fotografiert werden. Zum einen kann man häufig nicht weiter zurück und zum anderen würden dann von den seitlich Sitzenden die Gesichter nicht mehr zu sehen sein! Da hilft nur ein Weitwinkel-Objektiv mit mindestens(!) 28 mm und dicht ran an die Runde!

Das meine ich mit "andere Perspektive bei Weitwinkel"! Und das ist bei manchen Motiven wichtiger als "mehr drauf auf dem Bild"!

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Superweitwinkel-Objektiv

Hier zeige ich ein besonders überzeugendes Beispiel für die perspektivische Wirkung eines Superweitwinkel-Objektivs (unter 24 mm). Für solche Fotos ging bisher kein Weg an einer D-SLR vorbei, inzwischen ist - mit entsprechendem Weitwinkel-Aufsatz - auch mit manchen Kompaktkameras 19mm Brennweite möglich!

Das rechte Foto wurde mit (umgerechnet) 75 mm aufgenommen. Bei 200 mm hätten die Schuhe noch viel kleiner gewirkt. "Normale" Proportionen von Schuhen und Gesicht hätten sich übrigens bei "Standard-Brennweite" der betreffenden Kamera ergeben.

 

Superweitwinkel Tele


Fotos: Karsten Skrabal
→ Sehr empfehlenswerte
Internetpräsenz des ambitionierten Hobbyfotografen


(Simuliertes) Superweitwinkel
 

Wenn sich das Motiv nicht zu stark bewegt, gibt es eine Möglichkeit, sogar mit einem 36mm Objektiv einen sehr großen Bildwinkel zu erfassen.

Alle Supertele-Fanatiker sollten sich mal das folgende Bild ansehen! Es zeigt mein "Büro", aufgenommen mit einem 36 mm "Weitwinkel". Weiter zurück konnte ich nicht!
Wenn man mit der Maus über das Bild geht, erscheint ein (simuliertes) 17 mm Weitwinkel-Bild, aufgenommen vom gleichen(!) Standort!
Wer nun immer noch mit dem "Tunnelblick" von 36 mm "Weitwinkel" zufrieden ist, dem ist nicht mehr zu helfen!
 

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Fischaugen-Objektiv

Nach völlig anderen optischen Regeln arbeiten die sog. Fischaugen-Objektive. Sie können auch 180° erfassen. Im Gegensatz zu einem "normalen" Superweitwinkel-Objektiv sind hier geraden Linien mehr oder weniger stark gekrümmt. Nur die Linien in Bildmitte sind gerade.
Im Extremfall erzeugen die Objektive ein kreisförmiges Bild!

Das obige Bild meines Büros kann von PTGui auf Wunsch auch nach diesen Regeln verzerrt werden. Wichtig: das ist keine "Verzeichnung", sondern eine gewollte "Verzerrung"! Andererseits stimmen hier die Proportionen. Der quadratische Tisch (links) ist wieder quadratisch und selbst in den Bildecken sind Kreise noch Kreise und Köpfe werden nicht zu →"Eierköpfen".
Um die Linien "gerade zu biegen" muss man gedanklich die vier Ecken nach außen auseinander ziehen, was zu den "Verzeichnungen" des obigen Bildes führt.

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