24 mm Weitwinkel

Letzte Überarbeitung: 25.06.2013


Warum ist 24mm Weitwinkel anders als 35mm?

Auf meiner Seite "Perspektive" habe ich bereits für möglichst viel Weitwinkel plädiert. Das war bereits zu Zeiten, als bei vielen Kameras 38mm der maximale "Weitwinkel" war. Inzwischen ist 24mm nicht mehr ungewöhnlich. Hinzu kommt, dass immer mehr die HD-Bildschirme (PC und TV) zum Präsentieren der Bilder verwendet werden.

Um die Auswirkungen dieser Änderungen zu demonstrieren, habe ich ein Bild aus 2005 (Fuji F10) mit 36 mm Weitwinkel einem Bild gegenübergestellt, das ich Ende August 2010 mit 24 mm Weitwinkel aufgenommen habe (Casio FH100; 4:3 auf 16:9 beschnitten).

Bei diem Bild sieht man den enormen Einfluss auf die Bildwirkung.


Mit der Maus über das Bild gehen! (Bei Android-Tablet: Abwechselnd auf das Bild und dann daneben tippen)
Sorry liebe iPad-Benutzer: Steve Jobs hat euch das Vergnügen nicht gegönnt.

 

Beide Fotos wurden fast vom gleichen Standort aus gemacht. Sogar die Uhrzeit war gleich, nur es liegen fünf Jahre dazwischen. Aber es ist nicht nur das breitere Bild, das den Unterschied ausmacht.
Bei dem 36mm-Bild musste ich die Kamera dicht über das Wasser halten und die Kamera stark anwinkeln, um das Rathaus voll aufs Bild zu bekommen. Deshalb ergaben sich zwangsläufig "stürzende Linien". Bei 24mm Brennweite konnte ich locker "aus der Hüfte" schießen und hatte doch das Rathaus in voller Größe und unverzerrt auf dem Bild. Vom gleichen Standort ist eben deutlich "mehr drauf". Und dies ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass man oft nicht immer einfach weiter zurückgehen kann, wenn man ein bestimmtes Motiv aufnehmen will. Da hilft nur möglichst viel Weitwinkel. Das gilt natürlich besonders bei Innenaufnahmen. Aber auch für Landschaftsaufnahmen sind häufig 24mm optimal.



Reicht nicht bereits 28mm?

Wenn ich lese, dass jemand von zwei Kameras mit 3,75 x Zoom die mit 28mm bis 115mm besser gefällt als die mit 24mm bis "nur" 90mm, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Natürlich ist 28 besser als 35mm, aber nur wer noch nie mit 24mm fotografiert hat, der kann 24mm für überflüssig ansehen. Den Unterschied zwischen 90 und 115mm "Tele" sieht man (fast) nicht und eine leichte Ausschnittvergrößerung würde den Unterschied völlig beseitigen. Aber was mir bei 24mm fehlt, das ist durch nichts wieder herbeizuzaubern.
Nebenstehend ein Vergleich 24mm zu 28mm Weitwinkel. Noch deutlicher wird übrigens der Unterschied bei Kameras mit Multiformat-Sensoren (sh. unten).
Andererseits wäre ich mit einer Kamera mit nur einem 24mm Objektiv auch nicht glücklich. 90mm Tele könnte man dann nur durch eine sehr starke Ausschnittvergrößerung erreichen.

Diese Überlegungen sind bei sehr vielen Herstellern kleiner Kameras in den letzten Jahren angekommen, nicht aber bei den Herstellern von Zoom-Wechselobjektiven. Nur wenige bieten 24mm und einen nennenswerten Telebereich, lediglich ein einziges bietet 24mm bis 160mm. Im Testbericht zeigt es aber im Bereich um 50mm (= 75mm) selbst bei Blende 5,6 erschreckend schlechte Werte. Alle anderen "Superzooms" starten erst bei 28mm.
Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich bisher noch keine Wechselobjektiv-Kamera habe.



Schnappschuss-Brennweite 24mm

Da ich (fast) alle Bilder für mein "Fotoalbum" ohnehin bearbeite, habe ich mir angewöhnt, bei spontanen Schnappschüssen zumeist 24mm WW zu verwenden. So kann ich mich bei der Aufnahme voll auf mein Motiv konzentrieren und vertue keine Zeit mit der Suche nach der "optimalen" Brennweite.
Da das Motiv durch die 24mm Brennweite meist nicht die volle Bildhöhe ausfüllt, habe ich später am PC die Möglichkeit, einen Ausschnitt in meinem Standardformat 16:9 herauszuschneiden. Bei der Gelegenheit wird dann ggf. auch störendes "Beiwerk" beseitigt.


Bei Fotos bei sehr schlechter Beleuchtung hat diese Methode den zusätzlichen Vorteil, dass man die höchste Lichtstärke der Optik nutzt. Bereits bei 35mm fällt bei vielen Kameras die anfangs hohe Lichtstärke um eine volle Blendenstufe.


Und noch ein weiterer Vorteil von 24mm: Bei den beliebten "Selbstportraits" am "langen Arm" können mindestens vier Personen erfasst werden.
Auch hier bewährt sich das Breitformat 16:9. Dadurch werden außerdem "Eierköpfe" (sh. unten) in den Bildecken vermieden.



24mm reduziert Verzerrungen

Weniger Verzerrungen durch ein extremes Weitwinkelobjektiv? Wie soll das möglich sein?
Bei Motiven wie dem nebenstehenden scheint 16:9 das optimale Format zu sein, denn durch 24mm Weitwinkel ist in der Bildhöhe zu viel "Ballast" vorhanden. Bei der Vorgabe 16:9 ergeben sich dann aber durch das notwendige Ankippen der Kamera "stürzende Linien" (oberes Bild). Die lassen sich allerdings durch einen Trick vermeiden. Dazu fotografiert man zunächst im 4:3 Format und winkelt die Kamera möglichst wenig an, so dass sich das eigentliche Motiv im oberen Bildbereich befindet (unteres Bild). Anschließend wird auf das Format 16:9 beschnitten, aber nur der untere Teil des Fotos weggeschnitten. Dann hat man praktisch die Vorteile eines parallel zur Film-Oberfläche verschiebbaren "Shift-Objektivs", das "stürzende Linien" vermeidet und eine nachträgliche Entzerrung überflüssig macht (großes Bild).

Dies ist ein weiterer Grund, weshalb ich bei meiner FH100 nie 16:9 vorgebe, sondern ggf. erst nachträglich (mit IrfanView) einige Bilder auf das Breitformat beschneide.

Dies ist übrigens ein typisches Beispiel dafür, warum ich die Randschärfe bis in die (oberen) Bildecken (besonders bei Weitwinkel) für wichtig ansehe.




24mm ersetzt Hochformat

Im Gegensatz zum obigen Beispiel gibt es aber auch Situationen, wo man froh ist, dass bei 24mm auch in der Bildhöhe "mehr drauf" ist.
Wie ich an anderer Stelle bereits dargestellt habe, sollte man - wenn man nicht Papierbilder plant - auf Hochformat möglichst verzichten →Hinweis. Dass aber in vielen Fällen ein 24mm Weitwinkelobjektiv das Hochformat ersetzen kann, kann ich überzeugend mit der folgenden Bilderserie beweisen. Ein Motiv, dass - weil man nicht weiter zurückgehen kann - bei 35mm Brennweite selbst im Hochformat nicht voll erfasst werden kann (2.Bild), kann - vom gleichen Standort aus - mit 24mm völlig problemlos erfasst werden (letztes Bild). Gezeigt wird hier die Darstellung auf einem 4:3 Bildschirm.

Dazu wählen wir natürlich in diesem Fall das Format mit der größten Bildhöhe (Vertikal-Winkel), nämlich 4:3. Bei der Vorgabe 3:2 oder gar 16:9 wären selbst beim rechten Bild Kopf oder Füße abgeschnitten worden.
Falls beim 4:3 Format zu viel störender "Ballast" rechts und links vom Motiv vorhanden sein sollte, empfehle ich, das Bild nachträglich auf ein quadratisches Format zu beschneiden. Manche Kameras bieten sogar das Format 1:1 an. Ich bleibe aber bei meiner Empfehlung grundsätzlich 4:3 vorzugeben und den Bildausschnitt nachträglich festzulegen.



"Eierköpfe" durch 24mm

Moderne Kameras haben selbst bei 24mm keine Probleme mit einer "Verzeichnung", da die Objektive entspr. korrigiert sind und letzte Feinheiten in der Kamera korrigiert werden. Dadurch werden gerade Linien am Bildrand nicht gebogen dargestellt. Um das zu erreichen, werden die Ecken nach außen auseinander "gezogen", bis die Linien gerade verlaufen. Aber das hat bereits bei 28mm Objektiven den Nachteil, dass Kreise in den Bildecken eiförmig verzerrt werden. Bei dem Globus auf dem linken Bild fällt das deutlich auf. Deshalb sollte man die Kamera so halten, dass sich keine Köpfe in einer Bildecke befinden. Darauf achte ich aber ohnehin, da ich (fast) alle Bilder auf 16:9 beschneide. In der Mitte der Ränder ist die Verzerrung zwar auch noch vorhanden, aber nicht mehr so auffallend.
 


→ Mehr zum Thema "Verzerrung"



Noch mehr Weitwinkel durch Multiformatsensor

Meine obige Empfehlung, grundsätzlich im 4:3 Format zu fotografieren gilt allerdings nicht für Kameras mit Multiformatsensor. Bei ihnen ist bei 24mm ein noch breiterer Horizontalwinkel möglich, wenn man 16:9 vorgibt. Im Gegensatz zu "normalen" Kameras wird hier nämlich das Bild nicht nur einfach oben und unten beschnitten, sonder es wird gleichzeitig auch breiter und etwas höher als das aus dem 4:3 Bild herausgeschnittene 16:9 Ausschnitt.
Hier ein Beispiel: Beide Bilder wurden mit der Panasonic LX5 aufgenommen. Auch dieses Bildbeispiel beweisen, das das 16:9 Format für 24mm Brennweite häufig optimal ist. Oben und unten verzichtet man meist nur auf Bildbereiche, die ohnehin "überflüssig" waren.

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Start dieser Seite am 04.09.2010


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