Verzeichnung
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Letzte Überarbeitung: 29.04.2013


Alle Objektive haben eine mehr oder weniger starke Neigung zu Verzeichnungen. Damit ist nicht die perspektivische "Verzerrung" am Rande von extremen Weitwinkel-Objektiven gemeint, sondern die Tatsache, dass selbst bei Teleobjektiven eine gerade Linie am Bildrand nicht immer exakt parallel zum Bildrand dargestellt wird.

Dabei wird zwischen tonnen- und kissenförmiger Verzeichnung unterschieden. Hier ein besonders krasses Beispiel für tonneförmige Verzeichnis (Fuji 4700):

Die Abweichung von einer Geraden wird in Prozent angegeben. Festbrennweiten-Objektive werden natürlich sehr viel weniger von diesem Problem geplagt als Zoom-Objektive.
Besonders bei Weitwinkel ist dieses Problem nicht so leicht in den Griff zu bekommen! Da sind 2% nicht ungewöhnlich. Aber selbst das hochgelobte Objektiv der Dimage A1 hat 3,2% (allerdings bei 28 mm). Den Vogel schießt aber die QV-R4 mit 6,4% ab!
Bei Tele sind die Werte meist viel günstiger als bei Weitwinkel.

Als ich vor einiger Zeit mit Hinweis auf das obige Bild die starke Verzeichnung bemängelte, wurde mir von Fuji Deutschland (Herr W.) offiziell mitgeteilt, dass bei kleinen Kameras so etwas bei Weitwinkel unvermeidlich sei. Das folgende Bild (aufgenommen mit der noch kleineren Fuji F700) straft diese Aussage Lügen!


Überbewerten sollte man dieses Problem allerdings auch nicht! Bei fast allen Motiven fällt eine Verzeichnung überhaupt nicht auf, weil es nur sehr selten durchgehende geraden Linien am Rande gibt (sh. obiges Bild)!
Kritisch sind eigentlich nur Architektur-Aufnahmen von (rechtwinkligen!) Gebäuden, die bis zum Bildrand reichen.

Hier nun aber ein Motiv, das bei Weitwinkel (oben) und aus großer Entfernung mit Tele aufgenommen wurde. Es wurde natürlich ganz gemein ausgewählt, um den Effekt von tonnenförmiger (oben) und kissenförmiger (unten) Verzeichnung zu demonstrieren. (Fuji S 602 mit - 4,2% bzw. + 1,6%).



Nachträgliche Korrekur

Aber es gibt keinen Grund zu verzweifeln!
Mit dem Programm PTLens (Download sh. Links) können solche Verzeichnungen weitgehend beseitigt werden.

Das Programm kennt bereits viele Kameras und deren Verzeichnung. Es gibt es als Standalone oder Photoshop Plugin.

Die beiden obigen Bilder habe ich aufgerufen und das Programm erkannte automatisch die Kamera (Fuji 602) und die jeweilige Brennweite. Dann nur noch "ok" und die Verzeichnung ist deutlich weniger!

Es ist auch möglich, die Entzerrung zu beeinflussen. Dazu muss nur die  *txt - Datei der betr. Kamera im PTLens-Programm aufgerufen und die dort vorgegebenen Zahlen geändert werden. Mit "0.015540 -0.050984 0.000000" für die Fuji 4700 habe ich z.B. das Schrank-Foto (ganz oben) fast völlig "normalisieren" können.
Solche Programme sollten gleich in der Kamera die Verzeichnung bekämpfen!

Da ich ja alle meine Original-Dateien aufbewahrt habe, konnte ich nachträglich einige krasse Verzeichnungen beseitigen. Jetzt hat z.B. das linke Gebäude auf dem Bild (Roussilion; Frankreich)  endlich eine gerade Außenwand!

Die neue Version von PTLens bietet sogar die Möglichkeit, Farbsäume (CA) und Randabschattungen zu beseitigen.



Korrektur in der Kamera

Durch immer schnellere Kamera-Prozessoren ist es inzwischen möglich, solche Korrekturprogramme bereits vor dem Speichern der Bilder in der Kamera einzusetzen. Dann wundert man sich manchmal, dass auf dem Monitor zunächst eine starke Verzeichnung zu sehen ist, die dann aber bei dem gespeicherten Bild verschwunden ist. Zukünftig wird es das Problem von Verzeichnungen - und übrigens auch von Randabschattungen und Farbsäumen - (fast) nicht mehr geben! Dadurch wird es möglich, sich bei der Entwicklung neuer Objektive kompromisslos auf Auflösung und  Randschärfe zu konzentrieren. Allerdings bewirkt die Korrektur einer starken Verzeichnung eine Reduzierung der Randschärfe, da die Ecken besonders stark "auseinander gezogen" werden müssen..

Bei SLRs ist eine kamera-interne Korrektur nur bei einigen, systemkonformen Objektiven möglich!

 


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