Fuji F300 Testbericht

 
Ganz überraschend hatte mir eine Leser eine Fuji F300 (sh. "Aktuell" Meldung vom 21.07.2010) zur Verfügung gestellt, die ich jetzt einem Kurztest unterziehen werde.
Henner, 24.09.2010

 


Zunächst die Pros und Contras aus den technischen Daten:

Pro:

  • 24 mm Weitwinkel
  • 15x Zoom (24-360mm)
  • Hybrid-Autofokus
  • Großer Monitor (3") mit hoher Auflösung
  • Bildstabilisator (Sensor)
  • Bel.-Zeit-Vorgabe möglich.  (sh. auch Contra!)
  • Manuelle Belichtungsvorgabe und Blendenvorwahl (sh. auch Contra!)
  • Serienaufnahmen mit 1,5 B/Sek. (5 Stück)
  • Video mit 720p (AVI-Format) mit Mono-Ton
  • SD- und SDHC-Speicherchips möglich

Contra:

  • Unnötige 12MP
  • Rel. viele MP/cm² (39 gegenüber 35 bei der FH100)
  • Schwacher Akku (940 mAh)
  • Kein Durchsichtsucher
  • Rel. lichtschwache Optik (WW: 3,5, Tele 360mm: 5,3)
  • Nur drei Blenden (Graufilter, Lochblende?). Deshalb Zeitvorgabe nur durch Tricksen mit "Blendenkorrektur" oder ISO-Wert möglich.

Achtung: Neu eingefügte Texte sind grün markiert!


Eigene Testergebnisse

Hier ist die F300 zwischen ihren Gegnern, meiner neuen Referenzkamera FH100 und der guten alten F31.

Der erste Eindruck ist sehr positiv. Eine rel. kleine, handliche Kamera, die - obwohl sie 33 mm "dick" ist, problemlos in die enge Tasche der FH100 passt. Der beim Einschalten herausfahrende Blitz ist zwar lästig, aber er nimmt es nicht übel, wenn man ihn hineingedrückt hält.
Aber wichtiger als diese Äußerlichkeiten sind die inneren Werte, die ich mir in den nächsten Tagen vorknöpfen werden.

 

Video

  Die Video-Qualität reißt mich nicht vom Hocker. Da zeigt sich wieder einmal, dass 720p nicht gleich 720p ist! Hier ein Ausschnitt aus meinem Testbild.  

    Bei schlechter Beleuchtung liefert die FH100 deutlich hellere Videos als die F300. Dabei war Fuji damals in diesem Punkt führend.
   Es ist zwar möglich  - rel. lautlos - zu zoomen, aber mit der dann notwendigen Anpassung der Schärfe lässt sich die F300 Zeit.
   Wie nicht anders zu erwarten, gibt es bei der F300 Probleme mit "Smear" bei Video. Die Streifen treten selbst dann noch auf, wenn die Lichtquelle oberhalb des 16.9 Filmbildes liegt und sind viel ausgeprägter als bei der LX5. Wegen ihres 10MP BSI-CMOS-Sensor kennt die FH100 dieses Problem nicht.

In diesem Testpunkt ist die FH100 der eindeutige Sieger. Die Video-"Qualität" der F300 wäre für mich persönlich bereits ein ko-Kriterium.


 

Bildqualität

Rauschen:
Ein zweiter Test (mit optimierter Belichtung) ergab ein unerwartetes Ergebnis. Eigentlich hätte der EXR-Sensor hier seine Überlegenheit zeigen müssen. Dazu hatte ich der F300 mit der Einstellung "EXR" und DR Gelegenheit gegeben. Das dann entstandene 6MP-Bild war auch tatsächlich besser als das ohne diese Vorgabe. Besonders der Globus hatte eine bessere Durchzeichnung. Wie schon in meinem F200 Bericht ermittelt, ergibt die Vorgabe SR keinen Vorteil.
Aber die FH100 kann durchaus mithalten! Das Bild der FH100 ist außerdem nicht so gelbstichig. Mit der Vorgabe "BS" wirkte das Bild der FH100 bei Bildschirmbetrachtung zwar besser (besonders der Globus), aber bei genauer 1:1 Betrachtung war die normale Einstellung detailreicher und - nach nachträglicher Reduzierung der Helligkeit - deutlich weniger verrauscht. Diese Bild stelle ich hier in voller 10 MP Größe zur Verfügung. →FH100 bei 1600 ISO

Auch andere Vergleichsfotos bei 1600 ISO ergaben das gleiche Ergebnis: Der 10MP BSI-CMOS-Sensor liefert mind. die gleiche Bildqualität und Auflösung wie der hochgelobte EXR-Sensor.
Aber um nicht missverstanden zu werden: Gegen z.B. die LX5 hätten beide Kameras keine Chance, Außerdem haben beide durch ihre lichtschwache Optik schlechte Karten.
Aber die Zeiten, als damals Fuji mit der F10 bezüglich Rauschfreiheit Maßstäbe gesetzt hat, sind offenbar vorbei.


Auflösung:
Nach Tagen des Wartens war es endlich soweit. Die Sonne schien zum richtigen Zeitpunkt und mein "Rathausbild" konnte aufgenommen werden. Das Foto der FH100 musste auf 12MP hochgerechnet werden, um die beiden Kameras vergleichen zu können. Gewaltig ist der Unterschied dann nicht mehr, aber die 12MP F300 liefert keinesfalls ein besseres Bild.

Hier noch ein Bildausschnitt, der ebenfalls die (etwas) höhere Auflösung der FH100 (rechts) zeigt, obwohl das Bild auf12MP aufgeblasen wurde. Struktur des Busches, senkrechte Linien im Fenster daneben.


Randschärfe:
Hier wurde wieder mein Standardmotiv benutzt. Das rechte Bildchen zeigt übrigens die schöne Windfahne, aufgenommen mit Tele (FH100).


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Während in Bildmitte die F300 fast die Auflösung der FH100 zeigt, lässt die Schärfe zum Rand hin immer mehr nach. Obere Bilder: linke obere Ecke.
Untere Bilder: Ausschnitt aus dem unteren linken Bereich der beiden Randschärfe-Testfotos, aber rel. weit weg von der Ecke. Das FH100 Foto war wieder auf 12MP hochgerechnet..

Beim diesem Test bei 24mm Brennweite war die FH100 der eindeutige Sieger.

 

Geschwindigkeit

Das Haupt-Verkaufsargument der F300 ist ihr neuartiger "Hybrid-Autofokus" der auch den schnellen Phasen-Autofokus benutzt. Aber zunächst der Reihe nach:
Die Einschaltdauer der F300 (bis das erste Bild möglich ist) ist zwar eindeutig kürzer als die der FH100, aber bis das Objektiv und der Blitz herausgefahren sind, das dauert doch rel. lange.
Dann habe ich bei 240mm Tele die Auslöser beider Kameras - entgegen meiner Gewohnheit - gleichzeitig ohne "Zwischenstopp" voll durchgedrückt. Die F300 war dann eindeutig schneller, wobei die die FH100 (dadurch dass sie auch ohne "AF-Serie" schon vorher lfd. scharf stellt) nicht viel langsamer war. Bei der "Schnappschuss-Einstellung" 24mm war aber praktisch kein Unterschied feststellbar. Ein vorbeifahrendes Auto wurde von beiden Kameras an gleicher Position erwischt.
In dem Punkt "Serienaufnahme" ist die FH100 natürlich unschlagbar.


Makro


Mit "Makro" kann man (mit WW) so dicht an sein Motiv herangehen, dass es bereits vom Objektiv abgeschattet wird. Meine Testbriefmarke ist dann mind. formatfüllend abgebildet ... aber nicht verzerrungsfrei. Bei der Vorgabe "EXR" und (im Gegensatz zur F200) auch bei "Auto" schaltet die Kamera automatisch auf "Makro" um. Aber auch mit P, S, A und M kann (ohne Makro) dichter an das Motiv herangegangen werden als mit der FH100.
In diesem Testpunkt siegt die F300

 

 

Aus meinem Testtagebuch

  • Der Mini-Akku ist ärgerlich, wenn man den 1950 mAh Akku der FH100 gewohnt ist. Der 940 mAh-Akku der F300 hält nicht einmal einen Fotonachmittag durch. Ein Ersatzakku ist unbedingt nötig. Die gute alte Fuji F10 hatte damals auch 1950 mAh.
  • Die Mogelei bei der Angabe der "Blende bei Tele" täuscht darüber hinweg, dass die F300 bei 240mm nur Blende 6,3 hat, die FH100 hat dann 5,7. Auswirkung der aus Platzgründen seitlich eingeschobenen Linsenelemente?
  • Der Monitor der F300 ist eindeutig besser als der der FH100. Heller bei schlechter Beleuchtung, höhere Auflösung, angenehmere Farben. Für "über-Kopf-Fotos" sind beide Monitore aber gleich gut geeignet.
  • Die Klappe für den Akku- und Speicher-Wechsel setzt "Gynäkologenfinger" voraus. Der Speicherchip ist nur mit Mühe herauszufingern.
  • Die ärgerliche Verzögerung beim Blitz der FH100 gibt es bei der F300 nicht.
  • Die von der FH100 gewohnte Angabe der (KB-)Brennweite auf dem Monitor (und in der Exif-Datei) vermisse ich sehr bei der F300.
  • Die 360° Panorama-Funktion ist ein netter Gag, aber ich habe in den letzten Jahren noch kein geeignetes Motiv gefunden. Schwenkt man nur um einen geringeren Winkel, bleibt der Rest des "Panoramas" grau und das eigentliche Panoramafoto wird auf dem Bildschirm unnötig klein dargestellt.
  • Lobenswert ist, dass die Gesichterkennung nicht zwangsläufig auf den Mittenfokus umschaltet, falls kein Gesicht erkannt wird, sonder es kann für diesen Fall auch Multifokus vorgegeben werden.
  • Wer nicht unbedingt die 12MP benötigt, der sollte 6MP (M) vorgeben. Wählt man dann noch "Auto400" und Dynamikbereich "Auto", dann entscheidet sich die Kamera - je nach Motivsituation - für den SN-Modus (Hohe Empfindlichkeit = DR100) oder einen DR-Modus (Hohe Dynamik = DR 200 oder DR 400). Letzteres ohne den ISO-Wert dafür zu erhöhen, was bei der Vorgabe 12MP (L) der Fall ist. Man hat dann allerdings immer "nur" 6MP-Bilder. →Sh. auch F200-Test

 


 

Abschlusskommentar

Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse habe ich auf einen vollständigen Test verzichtet. Telebereich, Farbwiedergabe, Stabilisator, Verzeichnung, Blitz usw. habe ich nicht mehr überprüft, da die F300 nach den bisherigen Ergebnissen für mich nicht mehr interessant ist und ich nur eine Kamera in allen Eigenschaften teste, die ich mir evtl. kaufen will, weil sie in wesentlichen Punkten besser als meine derzeitige FH100 zu sein scheint.

Bekanntlich ist die F300 kein Nachfolger der erfolgreichen F30/F200 Serie. Zwar bietet die F300 erheblich mehr Einstell-Möglichkeiten als die F200, aber um den angebliche Käuferwunsch nach möglichst viel Zoom zu erfüllen, hat Fuji den kleinen Sensor der F80 einbauen müssen. Bei gleicher Sensorzellengröße wie beim F200 Sensor hätten nur 8,5MP darauf Platz, für die pixelgeilen Käufer quetschte man aber 12MP rauf. Die FH100 hat zwar einen etwas kleineren Sensor, aber weniger Pixel/cm².
Ein 15x Zoom erfordert schon viele Kompromisse, aber wenn dann zusätzlich noch die Forderung nach einer möglichst schlanken Kamera erfüllt werden muss und Linsengruppen seitlich in der Kamera verstaut werden müssen, dann kann man nicht die gleichen optischen Leistungen wie bei einem geringeren Zoombereich erwarten.
Die Video-"Qualität" der F300 ist nicht "Stand der Technik". Zwar ist ein CMOS- für Video geeigneter als ein CCD-Sensor, aber Panasonic erzielt auch mit CCD-Sensoren gute Video-Qualität.

Wer Video für nicht so wichtig hält und mit durchschnittlicher Bildqualität zufrieden ist, kann die F300 getrost kaufen und sich im Supertelebereich austoben. Wer aber auf Video Wert legt, sollte besser die FH100 kaufen. Er muss dann zwar auf den Telebereich oberhalb 240mm verzichten und ihm werden einige Schnappschüsse entgehen, weil die FH100 nicht ganz so schnell startet und auslöst, besonders auffällig bei Blitzlichtaufnahmen. Aber dafür kann er bei allen Fotos im "normalen" "Familienfoto-Bereich" (24 - 100mm) bessere Bildqualität erwarten.

Fuji biete jetzt zwar für SEHR anspruchsvolle Kunden die X100 (APS-Sensor, 35mm Festbrennweite) an, aber zwischen diesen Höchstqualitäts-Fanatikern und den pixel- und zoomgeilen Knipsern gibt es noch eine große Gruppe, die eine hemdentaschengerechte Kamera sucht und mit 10MP und einem kleineren Zoombereich zufrieden wären ... wenn dafür die Bildqualität stimmt. Diese Bedingungen erfüllt die FH100 zwar auch nicht optimal, aber immerhin besser als die F300.

 

Henner, 29.09.2010

 

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Start dieser Seite am 24.09.2010


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Letzte Überarbeitung: 18.10.2010