Sony WX1

 

Die Sony WX1 bietet 10MP und ein lichtstarkes (1:2,4) 5x-Zoom mit dem hochinteressanten Bereich 24-120mm. Die Kamera ist nur 20mm "dick" und hat den neuen "Exmor R"-CMOS-Sensor, der - durch Verlagerung der Schaltkreise und Verdrahtungen auf die Rückseite - eine doppelt so hohe Lichtempfindlichkeit gegenüber anderen CMOS-Sensoren aufweisen soll. Wie heutzutage üblich, kann die Kamera bis zu 29 Minuten HD-Videos (720p) aufnehmen.
06.08.2009

 

Ein Freund hat mir seine Sony WX1 zum Test zur Verfügung gestellt. Auch diese Kamera muss nun gegen meine F31 antreten. Sicherlich ist die 3 Jahre alte Fuji nicht mehr "Stand der Technik", aber andererseits hilft der Vergleich mit einer immer gleichen "Standardkamera", eine Testkamera einzuordnen. Außerdem gibt es auch heute nur wenige Kameras, die bezüglich Bildqualität bei hohen ISO-Werten die F31 übertreffen.
Den Größenvergleich gewinnt die WX1 schon mal haushoch. Besonders deutlich wird das im Vergleich der Tiefe. Die WX1 ist nicht nur deutlich schlanker (19,8 mm anstelle 27,8 mm), sondern hat auch keine hervorstehenden Teile. Eine echte "Hemdentaschen-Taschenkamera".

 


 

Zunächst die Pros und Contras aus den technischen Daten:

Pro:

  • Lichtstarkes (Bl. 2,4) 5x Zoom-Objektiv
  • 24mm Weitwinkel
  • Optischer Stabilisator
  • Lichtempfindlicher CMOS-Sensor 
  • HD-Video (720p)
  • Video ohne "Smear"
  • 10 B/Sek. (10 Stück)
  • Histogramm
  • Panoramafunktion (bis zu 360°)
  • Umstellbar auf 16:9 (Weglassen oben und unten)
  • 11 MB interner Speicher
  • Klein und leicht (149 g)

Contra:

  • Nur Automatik-Betrieb
  • Nur 120 mm Tele
  • Nur Bl. 5,9 bei Tele
  • Nur max. 2 Sek. (Nachtaufnahmen!)
  • Video in MPEG-4
  • Exotisches, teures Speicherchip-Format (Memory Stick)
  • Kein eingebauter Durchsichtsucher
  • "Nur" 10 MP

 

Meine persönliche Meinung zu den "Contras":

Nur Automatik-Betrieb
Das kenne ich bereits bei der Fuji F10 und dort hat es mich nicht sonderlich gestört. Viele Anwender sind sicherlich froh darüber, dass sie einfach nur abdrücken müssen.

Nur 120 mm Tele
Nach meinen Erfahrungen reicht das - bis auf ganz wenige Ausnahmen - voll aus. Bei 10MP ist auch noch Digitalzoom vertretbar, zumal Sony "Smart-Zoom" bietet.

Nur Blende 5,9
Das ist schon ärgerlich, da gerade bei Tele-Aufnahmen kurze Belichtungszeiten empfehlenswert sind und da bremst sich die WX1 selbst aus. Die 10x Zoom-Kamera TZ7 hat bei 300 mm (!) Tele noch 4,9.

Nur max. 2 Sek.
Das stört nur bei Nachtaufnahmen vom Stativ.

Video in MPEG-4
Defakto ist es hier ein AVC-HD Format im MP4 "Container". Das ist nicht von allen Playern abspielbar und lässt z.B. IrfanView abstürzen. Ein einfacher Trick hilft aber: Einfach vom mp4-Container in den avi-Container "umlagern" (Endung *.mp4 in *.avi ändern) und schon können auch zwischen die Bilder gemischten Filme mit IrfanView abgespielt werden (Vorausgesetzt "k-lite" wurde installiert).
Ein Kürzen ist nur mit dem Any-Video-Converter möglich. Bei der Gelegenheit würde ich gleich in m-jpeg (im avi-Container) umformen. Dabei wird die Datei zwar etwa doppelt so groß, ist von da an aber problemlos.

Tipp: "Umlagern" bei Vista: Auf "Organisieren" im Ordner klicken und auf "Ordner Suchoptionen" und dann auf "Ansicht". Dann Häkchen entfernen bei "bekannte Dateiendungen ausblenden".

Memory-Stick
es ist schon ärgerlich, dass Sony immer noch auf dieser Sonderlösung beharrt. SD ist heute allgemeiner Standard. Man muss halt den Preis von mind. zwei Sticks zum Kamerapreis hinzurechnen.

Kein eingebauter Durchsichtsucher
Nachdem ich seit Jahren darauf verzichten musste, vermisse ich ihn (ehrlich.) jetzt nicht mehr. Lies hierzu mal meine Bemerkungen auf Seite "Monitorsucher". A

"Nur" 10 MP
Das kann nur einen MP-Fetischisten stören. Mir hätten sogar 8 MP genügt ...→ Mehr

 


Eigener Testergebnisse


Bildqualität

Randschärfe
"Normalen" Menschen wird es nicht besonders auffallen, aber wenn man genauer hinsieht, ist ein durchaus nennenswerter Schärfeabfall in den Ecken erkennbar. Bei dem nebenstehenden Motiv wurde die linke obere Ecke betrachtet. Bei der WX1 sieht das bei 24mm dann so aus. Eigentlich hätte bei der von der Automatik gewählten "Blende 7,1" die Randschärfe zunehmen müssen. Die WX1 hat aber nur ein Graufilter wie die Sony W300.
Daneben ein Ausschnitt von der LX3 unter ähnlichen Bedingungen und rechts einer der F100 bei 28mm Brennweite und offener Blende (3,2).

Rauschen
Von dem Ergebnissen meines Tests war ich dann doch überrascht. Der neuartige CMOS-Sensor der WX1 hat nicht weniger als 37MP/cm² (→Hinweis), was etwa 10x mehr MP/cm² als bei den CMOS-Sensoren der SLRs ist. Zum Vergleich: die F31 hat nur 14MP/cm². Da sollte mein Standardmotiv Klarheit schaffen.
Dazu wurde bei beiden Kameras 1600 ISO vorgegeben. Um Vergleichbarkeit zu erreichen, wurde auch die WX1 auf etwa 36mm Brennweite eingestellt, wodurch ihr "Blendenvorsprung" verloren ging. Es ergab sich nur noch Blende 3,2. Das Bild der WX1 wurde dann auf die Größe des der F31 heruntergerechnet. Bei 1:1 Betrachtung ist es zwar etwas unschärfer, aber eindeutig rauschärmer. Offensichtlich schlagen hier die Rauschunterdrückungsprogramme gnadenlos zu und verschmieren alle Details. Mit einem entspr. Programm wäre diese "Rauschfreiheit" allerdings nachträglich auch bei der F31 zu erreichen.
Im Blaukanal wird der Unterschied zwischen beiden Kameras noch deutlicher (Sh. folgendes Bild).

Bei 24mm Weitwinkel hat die WX1 gegenüber vielen anderen Konkurrenten (die oft nur max. 3,3 bieten), sogar einen Vorteil von einer ganzen Blende (→Hinweis).
Leider ist 160 der niedrigste ISO-Wert und da ist Rauschen (nicht nur in dunklen Bereichen) deutlich sichtbar. Bei 1:1 Betrachtung wirken die Bilder außerdem leicht verwaschen. "Knackige" Schärfe sieht anders aus. Weil als Basis-Empfindlichkeit nicht 100 oder sogar 80 ISO (was fast alle anderen Kameras bieten) wählbar ist, habe ich den Verdacht, dass Sony bewusst den Sensor auf höchste Empfindlichkeit ausgelegt hat ... auf Kosten der Bildqualität bei Tageslichtaufnahmen.

Auflösung
Für die nächsten zwei Punkte verwende ich u.a. gerne das berühmte "Rathausbild". Da gab es aber Schwierigkeiten, da die Sonne genau hinter mir stand und die Programmautomatik der WX1 das helle Gebäude hoffnungslos überbelichtete (Bild: 24mm). Bei dem eigentlichen Testbildern (ca. 38mm) musste ich auf "P" umstellen und eine Belichtungskorrektur von 1 Blende einstellen. Wie üblich, wurde das Bild der F31 auf gleiche Größe hochgerechnet. Trotzdem ist der Vorteil der 10MP-Kamera gegenüber der 6MP Fuji kaum sichtbar. Was aber auffiel, war dass das Blau des Himmels bei der F31 - trotz der Hochrechnung - sehr viel gleichmäßiger (homogener) ist. Der Unterschied zwischen beiden Kameras ist aber nicht nur bei Ausschnittvergrößerungen sichtbar, sondern fällt auch auf, wenn man die Bilder formatfüllend am Bildschirm betrachtet.

Farbwiedergabe
Die F31 scheint etwas wärmere Farben zu zeigen, was vermutlich zu ihrem Ruf als gute Portraitkamera beigetragen hat.


Video

Die Videos wirken zwar etwas flau (typisch MPEG-4) aber sonst gibt es nichts zu meckern. Die Schärfe ist deutlich besser als bei der F31. Kein Wunder bei 720 Zeilen gegenüber 480 bei VGA. Das folgende Bild zeigt unveränderte Ausschnitte aus meinem Testbild. Aber auch einen Vergleich mit 720p-Videos anderer Kameras muss die WX1 keineswegs fürchten. Bearbeitet man ein WX1-Standbild in Photoshop ("Autokontrast", leichte Schärfung), dann ist es nahezu perfekt. So gute Standbilder meines Testbildes sind weder mit der TZ7 noch der LX3 möglich.

Schärfe und Blende werden laufend (und fast lautlos) angepasst, Zoomen (motorisch und rel. leise) ist möglich. Bei schlechter Beleuchtung sind Videos (wie mit der F31 und TZ7) durchaus möglich, Auf diesem Gebiet ist die LX3 allerdings unschlagbar.
Erfreulich ist das völlige Fehlen von "Smear", weil CMOS-Sensoren so etwas nicht kennen.


Einstellungen und Anzeigen

Zwar bietet die Kamera keine manuelle Belichtung, aber es gibt zahlreiche Möglichkeiten der Einflussnahme bei der Vorgabe "P". ISO kann von 160(!) bis 3200 vorgegeben werden, eine Belichtungskorrektur von +/- 2 ist möglich. Vor der Aufnahme wird von der Automatik gewählte "Blende" und Bel.-Zeit angezeigt. Leider nicht nachher.
Eine Belichtungsreihe (3 Bilder mit vorgegebener Belichtungskorrektur) ist möglich.
Mit "DRO" werden Schatten aufgehellt, ohne dass helle Bereiche "ausgefressen" werden.
Sogar ein Histogramm kann gezeigt werden. Leider nicht auf Knopfdruck, sondern nur entweder oder.
Beim Zoom wird - im Gegensatz zu vielen anderen Kameras - der Wert angezeigt; z.B. "1,4" (=33mm).

Bis zu 10 Serienaufnahmen mit 10 Bilder/ Sek. sind möglich. Da zeigt sich der Vorteil des (schnellen) CMOS.
Das wird auch bei der Panoramafunktion ausgenutzt. Der erzeugt auf extrem unkomplizierte Weise schmale Panoramabilder, die allerdings nur am Bildschirm betrachtet werden können. In schneller Folge macht die Kamera während des Schwenks die Aufnahmen und fügt sie zusammen.
Ebenfalls eine Anwendung des CMOS ist die Möglichkeit, bei schlechten Lichtverhältnissen in kurzer Folge mehrere Aufnahmen machen zu lassen, aus denen die Kamera dann das am wenigsten verwackelte heraussucht und speichert. (→Hinweis)

Im Modus "Intelligente Vollautomatik" wird dem Anwender das Denken abgenommen. Auch die Auswahl aus der erfreulich übersichtlichen Anzahl von Motivprogrammen übernimmt die Kamera. Sie erkennt z.B. Makro, Gegenlicht, Portrait usw. und stellt entsprechend ein. Wie aber mein obiges Rathausbild zeigt, klappt das aber nicht immer.

 

Sonstiges

Bei Umschaltung auf 16:9 (nur über Menü möglich) wird der Horizontalwinkel nicht vergrößert. Das Bild wird lediglich oben und unten beschnitten, was später am PC auch möglich ist.

Bei Digitalzoom kann "Smart-Zoom" gewählt werden. Das funktioniert allerdings nicht bei 10MP (→Hinweis). So werden zwar (bei Vorgabe von 5MP) 168 mm Tele erreicht, aber das Ergebnis ist nicht berauschend, da 1:1 Ausschnitte nicht besonders scharf sind. Da bin ich von der F31 verwöhnt.

Ärgerlich ist, dass bei Blitzbetrieb das Objektiv (bei 24 mm Weitwinkel) die untere Ecke abschattet. Der Blitz ist viel zu nahe am Objektiv positioniert. Bei 28mm (Zoom=1,2) ist das Problem aber vorbei.

 

Hier zwei meiner vielen Bilder, die ich mit der WX1 bei 24 mm Weitwinkel aufgenommen habe. Sie wurden reduziert und mit "mittlerer" Qualität gespeichert. Trotzdem beeindruckende Schärfe und Auflösung. Das rechte Bild wurde nachträglich auf 16:9 beschnitten und in Full-HD-Auflösung (1920x1080) gespeichert.

 

Kommentar

Sony hat sich bemüht, eine "Kamera für schlechte Lichtverhältnisse" zu bauen. Das geht aber offenbar auf Kosten der Bildqualität bei "normalen" Lichtverhältnissen. Andererseits ist die WX1 in sehr vielen Punkten nicht nur der F31 deutlich überlegen. Die meisten Benutzer werden die von mir kritisierten Dinge sicherlich gar nicht bemerken und mit dieser handlichen und vielseitigen Kamera voll zufrieden sein.
Wer allerdings auf höchste Bildqualität Wert legt, der sollte nach einer Alternative Ausschau halten. Die LX3 und die Canon S90 liefern garantiert eine höhere Bildqualität ... haben aber wiederum andere Nachteile.

Aber trotz einiger Nachteile der WX1 hat Sony hier einen hochinteressanten neuen Weg beschritten. Der Einsatz von CMOS-Sensoren bietet viele Möglichkeiten, die mit den bisher üblichen CCD-Sensoren nicht realisiert werden können (Schnelle Bildfolge, Zeitlupenfilm, kein "Smear" usw.).

Henner, 03.11.2009


 

Bei dkamera.de wurde die WX1 getestet. →Testbericht. Sehenswert sind die Vergleichsfotos auf der Seite "Bildqualität". Dort kann man ISO-Werte und die Vergleichskamera vorgeben.

 

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Start dieser Seite am 18.08.2009


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Letzte Überarbeitung: 04.02.2010