Checkliste für die Kaufentscheidung

 
Wenn du nun erwartest, dass ich hier konkret die Kamera XY zum Kauf empfehle, dann muss ich dich enttäuschen!
Jeder muss selbst für seine Ansprüche (und seinen Geldbeutel!) den optimalen Kompromiss finden!

Bitte frag mich auch nicht per Mail, welche Kamera ich empfehle. Alles was zur Entscheidungsfindung nötig ist, findest du hier!


Inhalt dieser Seite


Vorsicht vor Verkaufs-Sprüchen!

Wenn ich bei Verkaufsgesprächen in Fotogeschäften mal "Mäuschen spiele", fallen mir folgende Argumente der Verkäufer immer wieder auf:

"Diese Kamera  ...

... hat ganz viele Megapixel
(Es wird aber nicht gesagt, dass für die Betrachtung am Bildschirm und für normale 20x30 cm Poster bereits 6 MP mehr als genug sind) →mehr

... kann bis zu 3200 ISO eingestellt werden
(Es wird aber nicht gesagt, dass bei den meisten dieser Kameras die Bilder dann grottenschlecht sind) →mehr

... hat ein Zoom mit einem gewaltigen Tele
(Wer benötigt wirklich mehr als 300 mm Tele? Außerdem erfordern solche Extrem-Zooms häufig Kompromisse, die alle Bilder verschlechtern können.) →mehr

... kann Fotos aus 1 cm Abstand machen
(Viel wichtiger ist, dass man aus größerer Entfernung unverzerrte Makro-Aufnahmen machen kann) →mehr

... hat einen Durchsichtsucher
(Es wird nicht erwähnt, dass er für Brillenträger oft viel zu klein ist, nicht das ganze Bild zeigt und bei Nahaufnahmen nicht verwendet werden kann)

... ist extrem flach und leicht
(Aber es wird nicht gesagt, dass sie - wegen des kleinen Sensors - stärker rauschen als etwas größere Modelle)

... hat eine tolle Farbe
(Armes Deutschland, wenn das ein Kaufgrund wird!)

... hat ganz viele Motivprogramme
(Wer benötigt wirklich "Speisen"; "Baby"; "schöne Haut" usw.?)

... hat einen riesengroßen Monitor
(Wichtiger ist, ob man das Monitorbild auch von schräg unten oder oben noch gut erkennen kann)

... erkennt Gesichter und stellt darauf scharf
(Es wird aber verschwiegen, dass das - wenn überhaupt - nur funktioniert, wenn die Personen direkt in die Kamera sehen) →mehr

... hat einen Stabilisator
(Es wird verschwiegen, dass der nur unbewegten Motiven sinnvoll sind und manche Systeme praktisch wirkungslos sind) →mehr

.... ist das allerneueste Modell
(Es wird verschwiegen, dass neue Modelle keineswegs immer in allen Punkten besser sind. Im Gegenteil. →mehr


.... kann auch zum Telefonieren verwendet werden
(Es wird nicht gesagt, dass fast jede Mini-Kamera bessere Bilder liefert)

.... hat einen eingebauten Beamer
(Das ist kein Witz! Solchen Unsinn gibt es wirklich)

Fazit:
Bei der Wahl einer Kamera solltest du vorher gründlich überlegen, für welche Zwecke du sie verwenden willst ... und dich nicht von irgendwelchen Schnickschnack zu etwas verführen lassen, das Abstriche bei den für dich persönlich wichtigen Anforderungen bedeutet.

Ich wundere mich häufig über stolze Besitzer von schicken Mini- oder Handy-Kameras, die mir Beifall heischend auf dem Kamera-Monitor ihre Sonnenschein- und Blitzlichtbilder zeigen. Aber vielleicht machen sie ja nie Aufnahmen bei schlechter Beleuchtung oder legen keinen Wert auf gestochene Schärfe auf einem großen PC-Bildschirm?
Merke:
Die Güte einer Kamera kann man nur beurteilen, wenn man mit parallel aufgenommenen Bildern einer anderen Kamera vergleicht.

Hier möchte ich einige Entscheidungshilfen liefern.

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... und nun wird es ernst!

Du musst dich entscheiden, was du unbedingt haben willst!
Dazu dienen die folgenden Entscheidungstabellen. In den letzten Spalten kannst du die Kameras deiner Wahl eintragen.


Entscheidungstabelle

Die wichtigste Entscheidung betrifft die Kameragröße. → Übersicht über Kamera-Typen

Den Wunsch nach einem großen Zoombereich, 24mm Weitwinkel, hoher Auflösung, Rauschfreiheit usw. erfüllen heute bereits manche der kleinen Kameras. Alle liefern Bilder, die für die Betrachtung am Bildschirm und 10x15 cm-Papierbilder völlig ausreichend sind.

Nun musst du in der betr. Tabelle für deine Ansprüche die Eigenschaften festlegen, die du unbedingt erfüllt haben möchtest. Die Tabelle gilt für kleine Kameras.
Ganz bewusst wird übrigens nicht die Anzahl MP abgefragt. Was nützen mir 16MP, wenn die Auflösung schlechter als bei einer 6MP-Kamera ist? Wichtiger ist die tatsächliche Auflösung
Lediglich die weiß hinterlegten  Eigenschaften können den technischen Datenblättern entnommen werden. Die hellgrün hinterlegten können nur entsprechenden Testberichten entnommen werden. Einige nützliche Zusatz-Eigenschaften wurden nicht aufgezählt, da sie leider bisher nur von einigen wenige Kameras angeboten werden. Eine Kaufentscheidung sollte aber nicht davon abhängig gemacht werden.

Wenn du diese Tabelle gründlich ausgefüllt hast, bist du vor unangenehmen Überraschungen ziemlich sicher! Du wirst z.B. nicht erst nach dem Kauf einer Kamera feststellen, dass Blitzlichtfotos unter dem Tannenbaum unscharf sind, weil der
Autofokus deiner Kamera bei Kerzenlicht nicht mehr funktioniert (bzw. keine Autofokuslampe vorhanden ist)! Oder, dass Sportaufnahmen wegen großer Auslöseverzögerung und fehlender Serienbild-Einrichtung nicht möglich sind.

Wenn dann am Ende z.B. noch drei Kameras für dich in Frage kommen, dann kannst du Position für Position durchgehen und für dich entscheiden, ob dir z.B. 24 mm Weitwinkel wichtiger ist als ein Histogramm oder ein Bildstabilisator ...

Der große Vorteil dieser Tabelle gegenüber dem Punksystem der meisten Testzeitschriften ist, dass hier nicht viele Kriterien zu einer Bewertungszahl zusammengefasst werden. Hier kann ich einzelne Kriterien (z.B. Auslöseverzögerung > 0,5 Sek.) als "k.o.-Kriterium" definieren und eine Kamera ist damit aus dem Rennen, egal wie gut die anderen Eigenschaften sind.

Farbe und Grenzwerte der einzelnen Eigenschaften kannst du natürlich nach eigenen Vorstellungen ändern!

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Tabelle für kleine Kamera

Hier eine Tabelle, die meine aktuellen Anforderung berücksichtigt. Sie stehen auch im "Lastenheft".
 

Die Eigenschaften oberhalb der grauen Linie gelten (für mich!) als "k.o.-Kriterien". Hier durfte kein rotes Feld auftauchen. Die nachfolgenden sind zwar z.T. auch sehr wichtig, aber da war ich zu Kompromissen bereit.
In den letzten Spalten habe ich meine Einstufung meiner alten Referenzkamera F31fd (31) und der aktuellen  Canon S100  (S) eingetragen. So werden auf einen Blick die Unterschiede und Schwachpunkte deutlich!
 

Eigenschaften der Kamera         31   S
 Kamera möglichst dünn (Hemdentasche) [mm] < 25   >30        
 Auflösung (Z/Bh.) >2000   <1700        
 Rauschen und Auflösung bei 400 ISO gut   schl.        
 Rauschen und Auflösung bei 1600 ISO gut   schl.        
 Randscharfes Objektiv              
 Wenig Farbsäume              
 Wenig Verzeichnung              
 Weitwinkel [mm] (auch bei 4:3) < 28 28 > 28       24
 opt. Zoom x-fach >9   < 4       5
 Blende bei Weitwinkel < 2,8   >3,5        
 Makro-Eigensch.  (unverzerrt) Breite in mm < 40   > 80        
 Autofokus [Sek.] (Auslöseverzögerung) < 0,2   > 0,5        
 Video-Auflösung  (720p / 16:9 = 848 x 480 / 640 x 480) 1080p 720p

VGA

       
 Video-Lichtempfindlichkeit              
 Dynamik-Erweiterung ja   nein        
 Kontrast und Schärfung einstellbar? ja nur
Schärfe
nein        
 Bildmonitor-Größe > 2,9 2,5 < 2,5        
 Monitor-Auflösung >400k 230k          
 Monitor-Qualität (Auflö.; Reflexe; Betr.-Winkel)              
 Anzeige Blende und Bel.-Zeit vor der Aufn. ja nur nach nein        
 Vergrößern eines Bild-Ausschnitts (schnell?)              
 Bildstabilisator (Nur bei unbewegten Motiven sinnvoll) ja nur 1 Bl. nein        
 Autofokus auch bei Dämmerlicht (Party-Eig.) ja

Lampe

nein        
 Serienaufnahmen/Sek. >3   <2       10
 Serienaufnahmen [Anzahl] >3 3 <3       8
 Selbstauslöser mit 3 Aufnahmen möglich mit Blitz ja nein        
 Metallgehäuse ja überw. nein        
               
 Blende bei 100 mm Tele < 3   > 5        
 Zoomen bei Video möglich ja nein          
 Schärfenachführung bei Video rel. lautlos? ja   nein        
 Blitzschuh TTL Mittenk. nein        
 Histogramm live nach. nein        
 Anzeige überbel. Bereiche (Blinken) ja nein          
 Sucher Mon. opt. kein        
 Manuelle Belichtung voll A/S nein        
 Belichtungsreihe ja   nein        
 PC-Verbindung mit Standard-USB-Kabel ja   Spez.        
 Akku-Typ Std. Spez.          
 Akku-Kapazität (Anz. Bilder) > 600   < 250        
 Speicherchip CF/SD xD/MS          
 RAW-Format möglich ja nein          
 Schneller Start der Kamera              
 16:9 und 3:2 einstellbar? ja nein          
 Mind. zwei wichtige Motivprogramme direkt einstellbar ja Menü          
 Lagesensor ja nein          
 Stativgewinde mittig? (Sonst Kippgefahr bei Taschenstativen) ja   Rand        
 TV-Anschluß HDTV PAL nein        


Die Liste soll eigentlich nur aufzeigen, wie man seine eigene Entscheidung systematisch erarbeiten kann.

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Sinnvolle Möglichkeiten mancher Kameras

Es gibt viele sinnvolle Möglichkeiten, die manche Kameras bereits heute bieten und die vielleicht bald Standard sind! Derzeit fallen mir folgende Dinge auf: (Stand: 10.01.2011)

Allgemein:

  • Großer interner Speicher (macht Reserve-Chips überflüssig) Sony T700 mit 4GB!

  • Auf PC kopierte Bilder können (reduziert) in Kamera verbleiben (Album)

  • Möglichkeit, zwei verschiedene Speicherchip-Typen zu verwenden. Ist aber bei Sony, Fuji und Olympus ein Eingeständnis, dass man mit den eigenen Exoten auf das falsche Pferd gesetzt hat.

  • Kamera fotografiert vorab schon Seriefotos vor vollständigem Drücken des Auslösers

  • Drei Serien-Blitzaufnahmen nacheinander möglich.

  • Vorblitz kann abgeschaltet werden. Dadurch ist kein Spezial-Blitzgerät nötig.

  • Infrarot Fernauslösung

  • Wasser- und staubdicht

  • Unkaputtbar bis zu 2 Meter Fallhöhe

  • Verriegelungsknopf verhindert unbeabsichtigtes Verstellen des Modus-Wählrades.

  • Standard-USB-Verbindung mit PC zur Bildüberspielung und Aufladung des Akkus


Automatik-Funktionen

  • Wichtige Motivprogramme über Wählrad direkt anwählbar

  • Eigene "Motivprogramme" können vorgegeben werden → Hinweis

  • Kamera-Prozessor erkennt Bewegungen und veranlasst eine kürzere Belichtungszeit u./o. höhere ISO-Werte

  • Kamera erkennt rote Augen und beseitigt sie automatisch.

  • Kamera erkennt "leuchtende" Hunde-Augen und beseitigt sie automatisch.

  • "Automatik-Makro" schaltet bei Nahaufnahmen automatisch auf Makro um

  • Automatische Wahl eines Motivprogramms (Portrait, Gegenlicht, Sport ...)

  • Automatische HDR Erstellung (Drei unterschiedlich belichtete Bilder werden kombiniert)

  • Automatische Panorama-Aufnahmen. Beim Schwenken der Kamera macht sie Fotos und fügt sie zusammen.

  • Kombination kurz nacheinander aufgenommener Fotos bei schlechter Beleuchtung.

  • Kamera nimmt für Portraits zusätzlich ein Foto mit abweichender Entfernungseinstellung auf und kombiniert beide zu einem Portrait vor unscharfen Hintergrund.

  • Kamera macht mehrere Aufnahmen und speichert die beste (Schärfe, Lächeln ..).


Monitor:

  • Monitor mit 922.000 Pixel Auflösung.

  • Großer Monitor (3,5")

  • "High Angle" - Modus lenkt die Dioden des Kamera-Monitors so um, dass auch bei am ausgestreckten Arm (Aufnahmen über eine Menschenmenge usw.) auch auf einem fest eingebauten Monitor das Motiv gut zu erkennen ist.

  • AMOLED Monitor für brillante Farben

  • Kleiner, zusätzlicher Bildschirm vorne für Selbstporträts.


Video:

  • Zoomen auch bei Video möglich (Leiser(!) Motorzoom mit reduzierter Geschwindigkeit)

  • Stabilisator wirkt auch bei Video.

  • Zeitlupen-Modus mit 240 Bilder/Sekunde.

  • Der (m.E. überflüssige) separate Video-Auslöser kann mit anderen Funktionen belegt werden.

  • "Past-Movie"-Funktion speichert bereits die letzten 5 Sekunden vor dem Beginn der Video-Aufnahme


GPS:

  • Standortbestimmung und Speicherung mit GPS

  • Kompass erkennt Blickrichtung der Kamera bei GPS

  • Kamera kann als "Geo-Logger" eingesetzt werden.

 

Eine Kamera mit allen diesen Möglichkeiten und optimaler Bildqualität wird es aber wohl nie geben
.
 

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Letzte Überarbeitung: 30.10.2012